»Alle sind willkommen«

1855 als Lokomotivfabrik erbaut, wurde das Gebäude im 9. Wiener Bezirk 1981 vom Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser (WUK) besetzt und wenig später öffentlich anerkannt. Mit seinen rund 12 000 Quadratmetern ist das WUK eines der größten soziokulturellen Zentren Europas. Mit der Jungle World sprach Hanna Sohm vom WUK.

Im WUK scheint heute alles seinen Platz zu haben. Lassen sich noch Spuren der Anfangstage finden?
Noch immer wird hier auf der Grundlage sozialer und solidarischer Prinzipien gearbeitet, im Kulturbereich werden nach wie vor alternative Kunst und lokale Künstler gefördert. Durch seine Selbstverwaltung ermöglicht das WUK vielen Projekten einen Freiraum.
Welchen Kriterien muss ein Vorhaben entsprechen, um in den Räumlichkeiten des WUK arbeiten zu können?
Grundsätzlich sind alle willkommen. Wer einen Proberaum benötigt, sein Tanzprojekt verwirklichen will oder ein Atelier sucht. Die Selbstverwaltung ist in sieben Bereiche gegliedert, die autonom über die Vergabe der Räumlichkeiten entscheiden. Wer sein Projekt umsetzen will, besucht das jeweilige Bereichsplenum, stellt es dort vor oder wendet sich direkt an eine Gruppe. Derzeit sind hier rund 150 Gruppen aktiv.
Sind die Schulen im Haus staatlich anerkannt?
Wir haben eine Volks- und eine Gesamtschule sowie ein Werkcollege. Alle haben Öffentlichkeitsrecht, verfolgen aber alternative Methoden. Die Eltern werden stärker als auf Regelschulen eingebunden, die Kinder entsprechend ihren Interessen gefördert.
Wie viele Menschen sind beim WUK angestellt und wie finanziert sich der Betrieb?
Die Selbstverwaltung basiert auf ehrenamtlichem Engagement. Im Kulturbereich und im Bereich der Bildung und Beratung sind rund 160 Menschen angestellt, in letzterem arbeiten ungefähr 120 Trainer, Coaches und Sozialarbeiter, die in 13 Projekten in Wien und Niederösterreich tätig sind und vornehmlich jungen Erwachsenen helfen, die Schwierigkeiten haben, in den Arbeitsmarkt zu finden. Finanziert wird das WUK durch den Veranstaltungsbetrieb, die Mitgliedsbeiträge und öffentliche Förderungen.
Was wäre Wien ohne das WUK?
Natürlich gibt es in der Stadt auch andere wichtige Zentren wie die Arena oder das Amerlinghaus. Allerdings bietet nur das WUK einen derart großen selbstverwalteten Bereich. Dieser offene Raum, in dem emanzipatorische Prozesse gefördert werden und der zum Experimentieren einlädt, würde der Stadt sicherlich fehlen.