Songs ohne Ende

Jason Lescalleet. Wenn einem während des Parkbesuchs am Sonntagnachmittag plötzlich die Stimme von Bono Vox aus einem Handylautsprecher entgegenplärrt, weiß man, dass die aufsehenerregende Marketingaktion funktioniert hat. In Kooperation mit Apple wurde das jüngste Album der Band U2 unverlangt und kostenfrei in die Mediatheken von einer halben Milliarde iTunes-Nutzern gestellt. Nicht jeder war davon begeistert, Bono entschuldigte sich dafür, das Album durch die Hintertür auf die Festplatten gemogelt zu haben. Wer es noch nicht getan hat, sollte langsam darüber nachdenken, es zu löschen. Zumindest Fans minimalistischer Kompositionen benötigen den Platz für ein musikalisches Großprojekt. Experimentalmusiker Jason Lescalleet hat angekündigt, von nun an ein Album pro Monat über seine Bandcamp-Seite zu veröffentlichen. Jedes Album wird nach einem Monat durch ein neues ersetzt, ein Ende der Aktion wurde nicht bekanntgegeben. Soeben ist »This Is What I Do – Volume Two« erschienen.   oko
Ungewisse Zukunft
Festsaal Kreuzberg. Wo einst erstklassige Kulturveranstaltungen stattfanden, soll schon bald ein fünfstöckiges Bürogebäude errichtet werden. So zumindest stellt sich der Eigentümer die Zukunft des Geländes vor und ließ die Betreiber des Festsaals Kreuzberg wissen, dass sie als Mieter »nicht mehr vorgesehen« seien. Ob der für weitere sieben Jahre bestehende Mietvertrag über den Brand vor etwa einem Jahr hinaus Gültigkeit besitzt, wird derzeit geprüft. In der Zwischenzeit kommentieren die Betreiber des Veranstaltungsorts die jüngsten Entwicklungen des Stadtteils. »Görlitzer Park kaputt, Refugees weg«, konstatieren sie und benennen den Festsaal Kreuzberg in Quo Vadis Kreuzberg um. »Positiver Nebeneffekt dieses geschickten Winkelzuges ist, dass es einen Grund zum Feiern gibt«, schreiben sie. Am 24. und 25. Oktober wird ein »Gedenkwochenende für Abgebrannte« im Astra-Kulturhaus stattfinden mit den Goldenen Zitronen, Andreas Dorau, Gustav und anderen illustren Gästen.   oko
Echte Metropole
Paris. Während die einen noch über das Comeback des nach antisemitischen und rassistischen Äußerungen bei Dior gefeuerten Modeschöpfers John Galliano diskutieren, eine Frau aus der Pariser Oper fliegt, weil sie sich weigert, ihren Niqab abzulegen, und ein paar Meter weiter ein spektakuläres, von Frank Gehry entworfenes Museum präsentiert wird, bekommt ein Künstler Probleme. Paul McCarthy wurde anlässlich der Internationalen Messe für zeitgenössische Kunst (FIAC) engagiert und ließ eine 24 Meter hohe aufblasbare Skulptur auf dem Vendome-Platz errichten. »The Tree« erinnerte manche an einen Tannenbaum, andere widerum konnten in dem Kunstwerk nichts anderes als einen Analdildo erkennen. Zwei Tage stand die Skulptur aufrecht, dann fiel sie einem Sabotageakt zum Opfer. Die FIAC kündigte zunächst an, das Kunstwerk wieder aufblasen zu lassen, nahm aber bald Abstand von diesem Vorhaben: »Der Künstler sorgt sich um potentielle Probleme, wenn das Werk wiederhergestellt wird.«    oko
Kein Preis
Platin. Da wird gestreamt, downgeloadet, Videos werden millionenfach geschaut – allein, verkaufen lassen sich Musikalben nur noch schlecht. Wie schlecht, wird ein Ereignis mit besonderer Symbolwirkung noch in diesem Jahr zeigen: Zum ersten Mal in der Geschichte wird kein Platin-Album verliehen werden. Die Auszeichnung wird seit 1976 an Künstler vergeben, deren Alben sich mindestens eine Million Mal verkauft haben. Aller Voraussicht nach wird in diesem Jahr kein Künstler die Marke erreichen. Nicht mal Beyoncé.   oko