TV Hoffnung

Nun ist er da, der »Jugendkanal« von ARD und ZDF. Neben dem Bildungs- und Unterhaltungsauftrag, dem schon Einsfestival, Phoenix und ZDF-Neo erfolgreich ausweichen, ist sein Existenzzweck der gleiche wie bei den anderen Subsendern: nämlich, neue oder schwierige Formate nicht im Hauptprogramm zeigen zu müssen. Er wird sogar ein bisschen schneller vergessen werden, denn er existiert ausschließlich als Online-Portal. Man möchte gar nicht wissen, exakt wie viele Millionen dieser sagenhaft sinnlose Youtube-Klon verschlungen hat, ist dieser Riesenbatzen Bimbes doch nur eines der vielen Opfer, die die Verantwortlichen auf dem Altar der Rentnerzombies bringen – jenen launischen untoten Göttern, denen man nichts Anstrengendes und Verwirrendes zumuten darf, um sich nicht ihren tatternden Zorn zuzuziehen.
Gleichfalls aber sollte man nicht der lange währenden Wahnidee nahezu aller Medienjournalisten im Land anhängen: dass nämlich das deutsche Fernsehen an und für sich schon gut sein könnte, wenn man es nur ließe. Es sei doch mehr Geld da als bei der BBC, es gebe ja auch fähige Schreiber (Subtext: Wenn das Vaterland ruft, ich stehe bereit!), teils hätten die Rundfunkhäuser immer noch eigene Orchester, und Harald Schmidt, den guten, den hätte man ja unbedingt halten müssen! Die Wahrheit ist, dass ein gutes deutsches Fernsehen ein komplett anderes Deutschland zur Voraussetzung hätte. Nicht nur die Produzenten müssten ausgetauscht werden, nicht nur die staatlichen Verflechtungen aufgelöst, sondern das ganze Publikum müsste ersetzt werden. Denn das begehrt renitent nach Mist, es ist direkt süchtig danach. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Netzjugend voll ironisch »Tatort« guckt – am Programm ist sie genauso schuld wie die Oma, die sie für ihre Provinzialität verachten.