Vom Blumentreten

Natürlich kann niemand etwas für seinen Namen – aber dass der Name wiederum nichts zu der Person kann, dass er gar keinen Einfluss auf das Leben des Benamsten haben sollte, das kann ja auch wieder nicht stimmen und wird vielfach widerlegt, etwa durch statistische Untersuchungen, die zeigen, dass Schüler mit doofen Vornamen (Kevinette, Fadbert) schlechtere Noten kriegen. Und deswegen ist es kein Zufall, dass der zeitgenössischen Kritischen Theorie insgesamt eine latente Blumenfeindschaft anhaftet. Namen wie Jakob Blumtritt oder Martin Blumentritt geben hier beredt Auskunft, sind selber schon Allegorien der Kritik: Der Blum- oder Blumentritt, Ausdruck sinnloser Wut wider eine sinnlose Natur, veranschaulicht, was passiert, wenn Naturbeherrschung in ihr Gegenteil umschlägt: Gewalt gegen Blumen als die Geste, mit der sich das Subjekt symbolisch der zur Natur gewordenen gesellschaftlichen Kräfte erwehrt – und sie dabei, ähm, zur Ideologie erhebt. Weil die Blumen wirklich nichts dafür können. Auch kann der Blumentritt verstanden werden als Widerstand gegen die Kulturindus­trie und ihre künstlichen Paradiese, die sie mit, hm, Blumen schmückt. Die wegzutreten wären, um die nackte gesellschaftliche Realität zu zeigen. Nicht übersehen werden darf zuletzt auch die ödipale Komponente: Denn indirekt bezieht sich der Kampf gegen die Blumen immer auch auf den ihnen zugrundeliegenden Wiesengrund, der je schon mitgetreten wird. Exorziert wird Theodor Wiesengrund Adorno als herrischer Übervater Kritischer Theorie wie auch als saftige Wiese, auf der stets neue theoretische Blumen blühen und die doch letztlich, öh, unfruchtbar ist. Ganz ausgearbeitet habe ich das noch nicht, aber lesen Sie doch nächste Woche wieder rein!