Gerechtigkeit mit X

Mit der Großzügigkeit ist es so eine Sache. Der deutsch-brasilianische Unternehmer Eike Batista tönte einst, er wolle nicht nur der reichste Mensch Brasiliens werden, sondern auch der großzügigste. Tatsächlich spendete der 58jährige, der 2012 im Magazin Forbes noch Platz sieben auf der Liste der reichsten Menschen der Welt belegte, im Laufe seines Unternehmerlebens viel Geld für ökologische, soziale und kulturelle Projekte. Die Umweltschäden, die durch sein im Bergbausektor begründetes Firmenimperium entstanden sind, müssen ja auch irgendwie wieder ausgeglichen werden. Er galt lange Zeit nicht nur in Brasilien als vorbildlicher Selfmademan. Doch damit war irgendwann Schluss, mit dem Reichtum ging es auch bergab. Sein Ölkonzern OGX musste 2013 Insolvenz anmelden, die Bohrlöcher waren nicht ergiebig genug. Da dies bereits länger absehbar war, hatte Batista zuvor versichert, er werde eine Milliarde US-Dollar aus seinem Privatvermögen investieren, sollte der Aktienkurs von OGX weiter sinken. Doch dazu kam es nie, er verkaufte vielmehr schnell noch OGX-Aktien mit Milliardengewinn. Seit November 2014 steht er wegen Geldwäsche, Marktmanipulation und Täuschung von Anlegern vor Gericht, ihm drohen bis zu 13 Jahre Haft.
Vergangene Woche nun tauchten im Rahmen des Verfahrens beschlagnahmte Luxusautos Batistas in der Garage eines der mit dem Fall betrauten Richter auf. Die Empörung war groß, brasilianische Medien freuten sich über den neuen Skandal, Batistas Frau und Sohn forderten Gerechtigkeit. Der Richter verteidigte sich, er habe die Luxusautos nur in seiner Garage geschützt aufbewahren wollen, da die Parkplätze des Gerichts belegt waren; die Verkehrsbehörde bestätigte seine Aussage. Eike Batista selbst, der sonst gerne über sich, seinen Erfolg, seine durch die deutsche Mutter erlernte Disziplin und vor allem die Mehrung seines Geldes spricht – in seinen Unternehmenskürzeln stets ausgedrückt durch ein »X« für Multiplikation – äußerte sich bislang nicht vernehmbar zum Vorfall. Mit Luxusautos und Gerechtigkeit ist es nämlich auch so eine Sache. 2012 überfuhr sein Sohn Thor mit seinem Mercedes SLR McLaren einen Arbeiter, Eike beschwerte sich auch noch darüber, dass der unvorsichtige Radfahrer die Mercedes-Insassen hätte mit in den Tod reißen können. Thor wurde wegen Totschlags verurteilt, vorvergangene Woche hob ein Berufungsgericht das Urteil jedoch wieder auf.