Klassisch neu

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Im Programm von Spectrum Spools treffen Musiker der zeitgenössischen Synthesizer-Szene und verschollene Klassiker aufeinander. »Music for amplified Keyboard Instruments« von David Borden ist eine der jüngsten Veröffentlichungen des Labels. Borden war Ende der sechziger Jahre einer der Mitbegründer von Mother Mallard, dem angeblich ersten Synthesizer-Ensemble der Welt, und lieferte wichtige Impulse zur Entwicklung des amerikanischen Minimalismus.
Auf »Music for amplified Keyboard Instruments«, erstmals 1981 erschienen, trifft die formalistische Strenge des Kontrapunktes auf die damals noch futuristische Welt der Moog-Synthesizer. Allerdings begegnete Borden der Welt der Klassik auf andere Weise als etwa die US-amerikanische Komponistin Wendy Carlos mit »Switched on Bach« . Während Carlos 1968 Bachs Kompositionen mithilfe von Synthesizern lediglich in ein neues Klangbild bettete, überführte Borden klassische Kompositionen in den minimalistischen Rahmen eines Terry Riley oder Philip Glass.
Der erste Eindruck mag suggerieren, dass es sich auch hier um eine Bearbeitung musika­lischer Vergangenheit mit damals noch unbekannten Instrumenten handelt. Je häufiger die Phrasen sich aber wiederholen, desto mehr erzeugen die vier Stücke – jeweils gespielt von drei Musikern, die insgesamt sechs Keyboards bedienen – eine musikalische Qualität, die deutlich über das Pastiche von Wendy Carlos hinausgeht.

David Borden: ­Music for amplified Keyboard Instruments (Spectrum Spools)