Nakba in Neukölln

Millionen Märtyrer wollen mit ihrem Blut Palästina vom Jordan zum Mittelmeer befreien. Auf diese Formel lässt sich die politische Botschaft der »Nakba-Tag-Demonstration« am Freitag voriger Woche in Berlin Neukölln bringen. Rund 150 Personen fanden sich auf dem Karl-Marx-Platz ein, um der sogenannten Nakba zu gedenken. Mit diesem Begriff ist die Flucht von Palästinensern im Zuge des ersten arabisch-israelischen Krieg gemeint, der am 15. Mai 1948 von mehreren arabischen Staaten begonnen wurde. Doch um das Gedenken an die Nakba ging es in Berlin weniger als vielmehr darum, Gewalt gegen Israel anzukündigen. Die Parolen reichten von »Wir gehen nach Jerusalem – Millionen Märtyrer!« über »Stopp den Mord, stopp den Krieg – Intifada bis zum Sieg« bis »Mit unserem Blut werden wir Palästina befreien«. Die Polizei hatte Parolen wie »Tod Israel« und »Jude, Jude, feiges Schwein (...)« zuvor verboten.
Als Veranstalter zeichnete das Linke Palästina-Solidaritätsbündnis Berlin verantwortlich, das bisher noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten war. Mobilisiert hatten typische antiimperialistische Gruppen wie die Neue Antikapitalistische Organisation (NAO) oder die Gruppe »Arbeitermacht oder Revolution« sowie Querfrontaktivisten wie Ken Jebsen und Fuad Afane. Letzterer schrie während der Kundgebung einige Polizisten an, dass er »das ganze zionistische System faschistisch und zum Kotzen findet« und fragte, ob die Beamten wissen würden, dass »die da drüben« fünf Euro die Stunde verdienen würden. Gemeint war eine Gegenkundgebung von der Gruppe »Bezugsgang Zugezogen«, die mit 40 Personen und Israel-Flaggen gegen die Nakba-Demonstranten protestierten. Auf Nachfrage der Jungle World versicherten Gegendemonstranten, dass sie sich über Bezahlung freuen würden. Als palästinensische Aktivisten versuchten, zur Gegenkundgebung zu gelangen, wurden sie von der Polizei vertrieben.