Eine für alle

Ada Colau, 41 Jahre, zunächt Aktivistin gegen Zwangsräumungen und dann Politikerin, wird vermutlich die nächste Bürgermeisterin Barcelonas. Als diejenige, die »der Anstrengung Tausender, die Stadt gerechter zu machen«, wie sie selbst sagt, ein Gesicht geben will, ist sie zu einem Symbol des politischen Wandels in Spanien geworden, der sich bei den am Sonntag abgehaltenen Regional- und Kommunalwahlen nun parlamentarisch manifestiert. Vor allem in Madrid und Barcelona erhielten linke Parteien und Bündnisse viele Stimmen. Die Aufgabe, die zweitgrößte spanische Stadt nach Jahrzehnten des Klientelismus zu leiten, wird für Colau nicht einfach. Doch die Kandidatin der Wahlplattform »Barcelona en Comú« (Barcelona Gemeinsam) hat sich darüber kaum Illusionen gemacht. Angesichts des Abbaus der sozialen Sicherungssysteme in Spanien ist »La Colau« eine weitere Vertreterin einer Gegenbewegung, die dafür steht, mittels »demokratischer Revolution« Grundrechte zu verteidigen und einen politischen Wandel voranzutreiben. In Madrid wird Manuela Carmena, die Kandidatin einer Allianz namens »Ahora Madrid« (Madrid jetzt), die der linken Partei Podemos nahesteht, dank guter Wahlergebnisse ein gewichtiges Wort mitreden.
Das Konzept von »Barcelona en Comú« besteht darin, die Stadt als ein »kollektives Projekt« anzugehen, in dem viele Verantwortung übernehmen. Auch politische Allianzen quer durch das fragmentierte Parlament und nicht zuletzt mit der Wirtschaft werden dazu geplant. Colau will »ein Barcelona der einen gegen die anderen« vermeiden. Dabei ließen ihre Aussagen in der Vergangenheit an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, etwa als sie der sozialdemokratischen Partei PSOE empfahl, das Beste für sie wäre es, zu verschwinden. Auch mit der konservativen Regierungspartei PP verbindet Colau als eine Teilnehmerin der sogenannten escraches, öffentlicher Brandmarkungen juristisch nicht belangter Korruptionsverdächtiger, alles andere als Freundschaft. Die »Plattform der Hypothekenbetroffenen« (PAH), die das Recht auf Wohnen verteidigt und deren Sprecherin Colau war, hat sich seit ihrer Gründung 2009 indes zu einer sozialen Instanz in der Stadt entwickelt, auf die selbst die lokalen Regierenden verweisen. Nun wird es auf politisches Geschick auch abseits hehrer Schlagworte, gute Vernetzung und gute Nerven ankommen.