Achtung, Schiff!

Wenn nicht gerade Griechenland-Krise oder AfD-Parteitag ist, bringt der Sommer die Zeit der großen Nachrichtenflaute beziehungsweise die Hochsaison für selbst innerhalb ihrer Wahlkreise eher nicht sehr bekannte Bundestagsabgeordnete sowie noch hoffnungsvolle Nachwuchspolitiker und merkwürdige Prominente, die niemand so richtig kennt. Irgendwer kommt, wenn alle anderen im Urlaub sind, zuverlässig auf abstruse Ideen, die dann rund eine Woche lang engagiert diskutiert werden können, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, das Ganze als abstruse Idee zu bezeichnen und das große Warten auf den nächsten seltsamen Einfall beginnt.
Das ist natürlich nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Norwegen, wo gerade Fjellesferie sind, also die drei Wochen, in denen praktisch das gesamte Land im Urlaub ist. Und, so lassen es die aktuellen Schlagzeilen vermuten, derzeit nichts Schöneres kennt, als von Straßenbrücken in Gewässer zu springen und dabei abstruse Unfälle zu erleiden, wie etwa in zufällig vorbeikommenden Schiffen zu landen. »Seine Zähne liegen noch hier«, lautete beispielsweise eine Bildunterschrift im Dagbladet, die einige ausgeschlagene Zähne eines solchen Pechvogels an Bord eines Holzbootes zeigten. Aber immerhin, der Mann hat überlebt, weswegen die Hinterbänkler des norwegischen Parlaments noch nicht darauf kamen, das zu tun, was solche Politiker in einem Nanny-Staat am liebsten tun, nämlich Verbote und drakonische Strafen zu fordern – eine Promillegrenze von sagen wir 0,1 für alle, die, egal aus welchen Gründen, eine Brücke betreten, wurde also noch nicht gefordert, was allerdings auch ein bisschen schade ist, denn die dazugehörigen Diskussionen voller moralischer Empörung über die Spaßgesellschaft, die selbst vor betrunkener Brückennutzung nicht haltmacht, wäre sicher wunderhübsch gewesen.