Zeit des Wartens

Ein Sommerhaus im kanadischen Awago Beach ist der Schauplatz des einfühlsamen Coming-of-Age-Comics des Cousinen-Duos Mariko und Jillian Tamaki. Jillian Tamaki ist für die bezaubernden Zeichnungen verantwortlich, Mariko Tamaki für die dem Teenager-Leben abgelauschten Dialoge. Die Graphic Novel ist aus der Perspektive der Heranwachsenden Rose erzählt, die mit ihren Eltern wie jedes Jahr die Ferien in einer Sommerhütte verbringt. Die Ehekrise der Eltern ist für sie genauso anstrengend wie die einsetzende Pubertät. Auch der Umgang mit der jüngeren Windy ist nicht mehr so vertraut wie in den Jahren zuvor. Gebannt verfolgt Rose das Treiben der älteren Jugendlichen, die jede Gelegenheit nutzen, einander auf die Pelle zu rücken. Wie werde ich leben, werde ich heiraten, welchen Beruf habe ich? Für die Jüngere ist das ein altmodisches Spiel namens M.A.S.H., für Rose sind das ernste Fragen. Die Mädchen sitzen am Küchentisch und knobeln aus, was die Zukunft bringt. M.A.S.H. steht für Mietwohnung, Armenhaus, Schloss oder Hütte. Rose landet bei »Mietwohnung«, »einem Kind« und dem Nachbarsjungen »Duncan«. Windy lacht sich kaputt: »Was für ein mieses Leben.« Die Mädchen gehen schwimmen, schauen sich Horrorfilme und den ersten Porno an. Der Comic zeigt den Übergang von der Kindheit in die Jugend als Zeit des Wartens und Hoffens und kann vor allem durch eine sensible, aber auch humorvolle Perspektive auf die weibliche Pubertät überzeugen.

Mariko und Jillian Tamaki: Ein Sommer am See. Reprodukt, Berlin 2015, 317 Seiten, 29 Euro