Joint, zwei Meter groß

Grüne Substanzen, verpackt in kleinen, transparenten Plastiktüten, sind im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg keine Seltenheit. Das weiß wohl jeder, der dort aufmerksam spazierengeht – oder Leser örtlicher Boulevardzeitungen ist. Wenn sich in solchen Tüten jedoch Kräutertee befindet und sie von einer Person in einem zwei Meter großen Jointkostüm ausgehändigt werden, ohne dass dafür Geld verlangt wird, weiß man, dass es sich dabei um politischen Aktionismus handeln muss. Diesmal steckte die Grüne Jugend dahinter. Sie machte vergangene Woche auf ihrer »Hanftour« in dem Park Halt. Ziel war es, »auf die Gefahren der Cannabisverbotspolitik hinzuweisen«, wie es in der zugehörigen Pressemitteilung hieß. Am Eingang zur Skalitzer Straße sammelte sich am Nachmittag eine Handvoll Aktivisten. Schnell ins Jointkostüm reingeschlüpft und ein paar Fotos gemacht. Gleichzeitig bekamen Passanten Informationsmaterial in die Hand gedrückt. Ein vorbeifahrender Radler äußerte den Einwand, dass Hanflegalisierung ja grundsätzlich schön wäre, nur: »Wer kifft, kann halt nicht arbeiten.« Die Mitglieder der Grünen Jugend widersprachen zwar, doch die grundsätzliche Sorge um die deutsche Wirtschaft schienen sie mit dem beunruhigten Radfahrer zu teilen. Zumindest stand auf den verteilten Flugblättern, auf denen insgesamt neun Gründe für die Legalisierung von Cannabis aufgelistet waren, dass die Besteuerung von legal verkauftem Gras dem Staat Millionen einbrächte. Na dann.
Andere Interessenten, wie zum Beispiel eine vorbeikommende Schulklasse, zeigten sich enttäuscht, dass es hier kein »Gratis-Dope«, sondern lediglich kostenlosen Kräutertee gab. Eine echte »Tüte« wäre ihm zwar lieber gewesen, so ein Schüler. Dennoch war sich der junge Mann sicher, dass selbst das erhaltene Flugblatt »voll nach Gras« riechen würde. Das anwesende Lehrpersonal wirkte leicht irritiert und gab Anweisung zur Aushändigung des Flyers.