Zum 30. Jahrestag des Todes von Italo Calvino

Die Phantasie ist ein Ort, in den es hineinregnet

Am 19. September vor 30 Jahren starb mit Italo Calvino einer der wichtigsten Autoren des modernen Italien. Bei der literarischen Orientierungssuche im 21.Jahrhundert lohnt sich ein Blick zurück auf einen Visionär des Erzählens.

Sein erster Leser und Förderer Cesare Pavese nannte ihn das »Eichhörnchen der Feder«. Das ungewöhnliche Bild ist gut gewählt: Italo Calvino sucht und sammelt Kleinigkeiten. Er schafft Geheimnisse, um sie wenige Seiten oder Sätze später zum richtigen Zeitpunkt wieder zu ent-decken; oft huscht er an Ereignissen entlang, dennoch verweilt er stets lange genug, um die Einzelheiten des Augenblicks zu erfassen. Gleichzeitig führt der Vergleich in die Irre, denn so leicht und natürlich gewachsen Calvinos Erzählungen aussehen mögen, sie basieren auf geradezu wissenschaftlicher Methode und Beobachtung, und sie sind stets mit äußerster Präzision und handwerklichem Geschick gearbeitet. Seine Beschreibungen sind vorsichtig und treffen dennoch. Er ist ein akkurater Beobachter, der sich seinen Szenerien und Figuren nähert, sie seinem präzisen Blick unterzieht, ohne je zu nahe zu kommen. Das flinke Auge und die akkurate Sprache prägen die Bilder seiner Diktion.
Italo Calvino wird am 15. Oktober in Santiago de la Vega auf Kuba geboren, wo seine Eltern, ein Agronom und eine Botanikerin, zu Forschungszwecken eine Pflanzenzuchtstation betreiben. Kaum zwei Jahre später kehren sie nach Italien zurück und lassen sich in Ligurien nieder, wo Calvino seine Kindheit und Jugend in einem behüteten, humanistisch geprägten Elternhaus in San Remo verbringt.
Die Stadt – oder ein geträumter Ort nach ihrem Vorbild – ist die heimliche Hauptfigur in vielen von Calvinos Erzählungen und zugleich Angelpunkt des Zwiespalts, der dem Erzähler eignet: Eines der zwei Herzen, die in ihm schlagen, ist der Wald, wo schweigsame, schwer arbeitende Menschen leben, sich Räuber, Ausgestoßene und Partisanen, davongelaufene Tiere und Kinder verstecken; wo es geheime Orte gibt und die Freiheit im Verborgensein besteht. Das zweite ist das Meer, das an manchen Tagen hell- und dunkelblau gewürfelt glänzt, an anderen bleigrau und schwer liegt und von Schiffswracks und Minen ebenso wie von schillernden Fischen besiedelt ist. Das Meer bedeutet für die an seinen Rändern Wohnenden Leben wie Tod, es ist der Ursprung des arbeitsamen Alltags ebenso wie des Traums von der Weite und der Ferne. Dazwischen liegt die Stadt mit ihren Bewohnern, die streiten, lachen, bauen, handeln, heiraten, lügen, stehlen, lieben und tratschen.
Dieses Gewimmel verwandelt sich während des Krieges in ein Labyrinth aus verdunkelten Gassen und Straßen, nach Evakuierungen leerstehenden Häuser und zu Waffenlagern umfunktionierten Schulen, in dem nur noch Katzen und Jungen herumstreunen auf der Suche nach Beute.
Calvinos erste Leidenschaft ist das Kino, in das er sich heimlich und unter Vorwänden oft mehrere Nachmittagsstunden lang davonstiehlt. Zur Literatur findet er erst mit etwa 13 Jahren; sein erstes Buch ist Rudyard Kiplings »Dschungelbuch«, seiner Kindheit in einem urwaldähnlichen Garten und seiner späteren Faszination für den Wald wohl mehr zufällig Rechnung tragend.
Der Zweite Weltkrieg lässt Ligurien zunächst halbwegs unberührt; 1940 schreibt der pazifistisch erzogene Calvino, der Krieg sei ihm in seinem Temperament und seinen Ansichten vollkommen fremd. Nach dem Abitur im Mai 1941 beginnt er, in der Tradition einer Familie von Naturwissenschaftlern, sein Studium an der landwirtschaftlichen Fakultät in Turin, obgleich er sein Interesse damals bereits dem Schreiben zugewandt hat; 1943 wechselt er an die Universität von Florenz. Nach dem 8. September ergeht der Einberufungsbefehl der Republik von Salò. Um ihm zu entgehen, lebt Calvino einige Monate versteckt; dann schließt er sich, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Floriano, der 2. Sturmdivision der Partisanenbrigade »Garibaldi« an. Vom Leben der Partisanen in den Wäldern, von den Eltern, die von der SS als Geiseln für die untergetauchten Söhne genommen werden, und vom Unverständnis für den Krieg handeln viele seiner frühen Geschichten. Die Erzählung »Beschreibung einer Schlacht« meint die Schlacht von Bajardo, die er kurz vor Kriegsende miterlebte.
Nach dem Krieg arbeitet Calvino zunächst bei mehreren sozialistischen Zeitungen in San Remo, etwa Il Garibaldiano und La nostra lotta; bald jedoch zieht es ihn nach Turin, wo er sich immatrikuliert, um Literaturwissenschaften zu studieren. Er schreibt auch hier für einige Zeitungen, so für Il Politecnico seines Freundes Elio Vittorini und für die Turiner Ausgabe der Unità, der Zeitung des PCI, dem er sich anschließt. Im Verlag Einaudi, einem der wichtigsten fortschrittlichen Verlage, beginnt Calvino als Lektor zu arbeiten. Dort schließt er Freundschaft mit der linken Intelligenz Turins: Cesare Pavese, Elio Vittorini, Natalia Ginzburg, Felice Balbo und Giulio Einaudi selbst.
Ab 1946 beginnt Calvino, in verschiedenen Zeitungen Erzählungen zu publizieren; sie werden später in dem Band »Zuletzt kommt der Rabe« veröffentlicht und sind meist kurze Abhandlungen über proletarische Existenzen in der Stadt und auf dem Land, Erlebnisse von Kindern, aber auch über die Nachwirkungen des Krieges im täglichen Leben. Turin, damals eine der zentralen Städte für die Industrie Italiens, ist in den Nachkriegsjahren nicht nur Sammelpunkt zahlreicher linker Studenten und Intellektueller, sondern auch Schauplatz erbitterter Arbeitskämpfe und Streiks, die Calvino mitverfolgt und in Zeitungsartikeln beschreibt.
»Il sentiero dei nidi di ragno« (Wo Spinnen ihre Nester bauen) erscheint 1947 und trägt die zeitliche Nähe zum Krieg inhaltlich mit sich; es ist ein Roman über das Leben der Partisanen, über die Zufälligkeit politischer Entscheidungen und die Grausamkeit des Krieges, erzählt aus der Sicht eines Straßenjungen, der zwischen kindlicher Naivität und der Gerissenheit eines erfahrenen Straßenkämpfers schwankt. Nach Jahren des politischen und essayistischen Schreibens wird in Calvinos Diktion langsam die hintergründige Unschuld früherer Stücke zurückkehren. In den fünfziger Jahren ediert er eine Sammlung italienischer Volksmärchen; gleichzeitig verfasst er die märchenhafte Romanreihe »Unsere Vorfahren«, die, wieder vornehmlich aus Kindersicht, drei Geschichten erzählen. Ein Baron steigt eines Tages auf die Bäume und lebt von nun an dort; der Visconte di Terralba wird im Krieg in eine gute und eine böse Hälfte geteilt; der Ritter Agilulf besteht nur aus seiner Rüstung. Die drei Romane spielen im Mittelalter und im 18. Jahrhundert und sind, wie Calvino sagt, aus seiner Begeisterung für »die Ökonomie, den Rhythmus, die essentielle Logik« der Märchenerzählungen entstanden; gleichzeitig entbehren sie nicht vielfacher Parallelen zu allgemeinen und zeitgenössischen sozialen Figurationen.
Nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstands durch die sowjetische Armee im Jahr 1956 wendet sich Italo Calvino vom PCI ab und tritt schließlich aus; er bleibt jedoch der Idee des Kommunismus weiterhin eng verbunden. Nachdem er das Schreiben bis dahin meist als Nebentätigkeit zu seiner Arbeit als Lektor betrachtet hat, bezeichnet und versteht sich Calvino ab Ende der fünfziger Jahre endgültig als Schriftsteller und widmet dem Schreiben den Hauptteil seiner Zeit; seine Arbeit im Verlag Einaudi reduziert er nun auf eine beratende Tätigkeit. Nach einigen Reisen Anfang der sechziger Jahre und der Heirat mit der Dolmetscherin Esther Singer lässt sich Calvino in Paris nieder, wo er Mitglied der Autorengruppe »Ouvroir de littérature potentielle« (Oulipo) wird. Calvino begreift das Schreiben zunehmend als kombinatorischen Prozess und widmet sich experimenteller Literatur. Er verfasst die »Cosmicomiche« (Kosmokomische Geschichten), eine Reihe von Parabeln über das Universum und astronomische Phänomene und mit »Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen« eine multidimensionale Anordnung der Lebensgeschichten von Tarotkarten-Figuren.
»Le città invisibili« (Die unsichtbaren Städte), das etwa ab 1970 entsteht, ist Calvinos erstes experimentelles Werk, das ihm international Bekanntheit verschafft. Das erzählerische Gerüst bildet ein Dialog zwischen Kublai Khan und dem Gesandten Marco Polo, der dem Herrscher von den unzähligen phantastischen Orten seines Reiches berichtet. Daraus entspinnt sich eine vielgestaltige Parabel, eine Erzählung über Macht und über das Erzählen selbst, ein Blick mit dem Auge des Reisenden und der Wahrnehmung des Fremden. Vor allem aber ist das Buch eine zutiefst moderne Abhandlung über das Phänomen der Stadt, die, als ultimative Verkörperung der Zwänge und Befreiungen der Zivilisation, für Calvino stets von besonderem Interesse war. So sagt er selbst über »Die unsichtbaren Städte«: »Ein komplexeres Symbol, das mir die größten Möglichkeiten gegeben hat, die Spannung zwischen geometrischer Rationalität und dem Gewirr der menschlichen Existenzen auszudrücken, ist das der Stadt. Mein dichtestes Buch, in dem ich glaube, am meisten gesagt zu haben, bleibt ›Die unsichtbaren Städte‹ (…).«
Ende der siebziger Jahre erscheint das wohl bekannteste Buch Calvinos, »Se una notte d’inverno un viaggiatore« (Wenn ein Reisender in einer Winternacht). Wo man einen Roman aufzuschlagen glaubt, sieht man sich von der Rückkehr der kurzen Form durch die Hintertür überrascht. Tatsächlich ist die Geschichte, die Calvino in zehn Romananfängen erzählt, nur eine einzige, von der Liebe zur Literatur und dem Abenteuer des Lesens – und gleichzeitig eine literaturwissenschaftlich-humoristische Reise durch die literarischen Stile des 20. Jahrhunderts, von Kafka bis Queneau.
Calvinos bevorzugte Form ist, wie er stets betont, die kleine Erzählung, deren er über alle Abschnitte seines Schaffens hinweg ungezählte verfasst hat. Auch die Romane und längeren Erzählungen bedienen sich oft der kurzen Form, wobei sich in ihnen die eigentliche Handlung aus vielen kleinen Abschnitten zusammensetzt, die erst nach und nach ein großes Bild ergeben. Calvino ist der Zauberer der kurzen Form und ihr Meister. Das ist wahrscheinlich seinem außerordentlichen Blick fürs Detail geschuldet; möglicherweise auch seiner geradezu mathematischen Methodik, die auf dem Theorem beruht, dass man einer unmöglichen allgemeinen Lösung manchmal durch eine Unzahl von Einzellösungen näherkommt. Calvino ist überzeugt, dass die »Suche nach einem notwendigen, einzigartigen, dichten, knappen und einprägsamen Ausdruck« ihr Ziel am besten in der Kürze erreicht; er sieht in der Trennung der Prosa-Literatur in short story und novel eine künstliche Beschränkung der Möglichkeiten literarischer Entfaltung und Entwicklung.
Gesammelt ist ein großer Teil von Calvinos kürzeren Erzählungen in dem Band »Schwierige Liebschaften«. Das Konvolut, nach dem das Buch benannt ist, bildet dessen letztes Kapitel. Die Geschichten tragen, abgewandelt, den immer gleichen Titel: Abenteuer eines Reisenden, Abenteuer einer Badenden, Abenteuer eines Lesers. Ihre Figuren sind einfache, jedenfalls keineswegs außergewöhnliche Menschen, mit ihren Erlebnissen an sonnigen Ferientagen, an grauen Morgen, bei der Arbeit, im Zug, beim Abendessen. Es sind leichte Erzählungen, und die Abenteuer ihrer Protagonisten sind meist so abenteuerlich gar nicht. Oft bestehen sie darin, dass eine Figur für Minuten oder Stunden dem üblichen Lauf ihres Lebens mehr oder weniger zufällig, mehr oder weniger regelmäßig abhandenkommt; und aus dem Eintritt des Lesers in die Überlegungen, Hoffnungen und Träumereien der so verschiedenen Menschen, von denen Calvino erzählt. Jede dieser Geschichten gleicht einem weiteren Lieblingssymbol Calvinos: dem Kristall, das streng geometrisch gebaut ist und dessen Facettenreichtum zu wachsen scheint, je länger es betrachtet wird. Und je länger man sie besieht, desto deutlicher tritt hervor, worin das eigentliche Abenteuer liegt: im Erzählen der Geschichte.
Ist man heute auf der Suche nach einer literarischen Methode, um der Wirklichkeit gerecht zu werden, ist in Calvinos oft phantastischer Literatur ein unerwarteter Anhaltspunkt zu finden. Wenigstens, solange realistisch zu schreiben bedeutet, die Welt ins Bild setzen zu wollen, im Allgemeinen und im Detail. Italo Calvino sieht sich, schreibt er einmal, häufig zwischen Extremen hin- und hergerissen; das Allgemeine und das Detail sind zwei solche Extreme. Zwei andere bilden das Magisch-Phantastische und das Realistische; in der Literatur ein Bild der Wirklichkeit zu schaffen, das diese Extreme verknüpft, ist lebenslang Ziel seiner Arbeit.
Der Konzentrationspunkt dieser Literatur liegt im Erzählen. In dem Bestreben, die Teile der Realität möglichst exakt, mit wissenschaftlichem Gestus, wiederzugeben, verliert Calvino nie die Grundidee der Literatur aus den Augen. Er, der italienische Volksmärchen gesammelt und herausgegeben hat, ist sich des Ursprungs der Literatur immer bewusst: der eminent gemeinschaftstiftenden Tradition des Geschichten­erzählens. Das Beharren auf dem erzählerischen Gestus, die Überzeugung, dass Eindrücke und Ausdrücke nicht einfach zu einer Geschichte aneinandergereiht werden können, sondern immer eine stringente Form benötigen, mag altmodisch wirken. Seine Literatur aber gibt Calvino recht. Stets birgt sie ein Geheimnis. Stets ist den Erzählungen ein Aufbau eigen, der mit Mühe so konstruiert ist, dass er mühelos wirkt. Auf diese Weise entsteht Raum für die Vorstellungskraft des Lesers, sie wird ihm aber auch abverlangt. Innerhalb dieser komplexen Konstruktion schließlich ist es möglich, eine Balance zwischen Allgemeinem und Detail, Phantasie und Realität zu finden.
Diese Balance findet Calvino bereits in den frühen Erzählungen, und sie zieht sich durch den größten Teil seines Werkes. In seinen Partisanengeschichten ist der verwunderte Blick des Kindes auf die seltsamen Begehrlichkeiten und Funktionen des Erwachsenenlebens allgegenwärtig. Die Streiche, die ihm sein seine kindliche Phantasie spielt, die Grübeleien, was die Erzählungen der Erwachsenen bedeuten mögen, und die Verwunderung über neue, unbekannte Wörter bedingen, dass das Partisanenleben in den Bergen magisch erscheint, wie ein großes Spiel. Gleichzeitig sterben Kameraden im Feuer der Faschisten, die Partisanen richten selbst Gefangene hin, sie hungern, sie haben Läuse, sie sehnen sich in ihr normales Leben zurück. Calvinos realistischere Erzählungen sind ein im mehrfachen Wortsinn anschauliches Beispiel für ein Bild der Wirklichkeit, das über reine Reproduktion hinausgeht und dennoch nichts verschleiert, nichts besänftigt. Einfach gesagt, sie werden der Verrücktheit und faktischen Magie der Realität gerecht.
In Erzählzyklen wie etwa »Die unsichtbaren Städten«, die von Phantastik geprägt sind, unterlässt Calvino es nie, auch reale Dinge wie Telefone, Hubschrauber und Abwasserkanäle zu schildern. Auch die »Kosmokomischen Geschichten« sind lediglich magische Überformungen konkreter astronomischer Vorgänge und Konstellationen. So entsteht auch in den phantastischen Erzählungen nie ein reines Märchenbild; die Ballons der Vorstellungskraft behalten stets die Verbindung zur Erde.
Obschon er in der Renaissance, dem Barock und der Romantik die maßgeblichen Ursprünge seines Schreibens sieht, verfällt Calvino dank seiner Methode des akribischen Austarierens nie in einen spätbürgerlichen Romantizismus, in dem die Nöte des täglichen Lebens kaschiert und die Widersprüche zwischen Wunsch und Wirklichkeit aufgehoben würden. Im Gegenteil, gerade diese Widersprüche sind es, von denen Calvino überzeugt ist, dass sie Literatur überhaupt initiieren. Literatur, so schreibt er, sei das Ergebnis der Spannung zwischen erlittener Schwere und erhoffter Leichtigkeit. In seinem Erzählen schwingen so notwendig eben diese Spannung, dieser Widerspruch mit; oft erwächst gerade aus deren Beschreibung oder Andeutung, die in einem Detail bestehen kann, das Besondere an einer Figur oder einem Hergang. Das Undefinierbare, die Unbeschreiblichkeit selbst zu verbildlichen, ist das zutiefst realistische Element in Calvinos Literatur.
Sein letztes literarisches Werk erscheint 1983; »Palomar« ist wiederum ein Kompendium kurzer Stücke. Es handelt vom Leben des Herrn Palomar, seinen Beobachtungen der ihn umgebenden Dinge und Geschehnisse, den Versuchen, das Ganze im Einzelnen zu begreifen – die schließlich scheitern, jeder einzelne, am Rätsel der Wahrnehmung, an der Vorwitzigkeit des Ichs, und nur einen Weg freizulassen scheinen: den nach innen. Palomars letzter ist der »Versuch, tot sein zu lernen«.
Calvino stirbt im September 1985 nach einem Schlaganfall. Was er zurücklässt, sind fünf seiner sechs geplanten Essays für eine Poetik-Vorlesung in Harvard: »Lezioni americane: Sei proposte per il prossimo millennio« (Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend).
In diesem Jahrtausend leben wir und diskutieren die Bedeutung realistischen Schreibens. Italo Calvino, der große Phantast, kannte sie.