Immer arbeiten

»A woman’s work is never done« lautet ein vielzitierter Ausspruch, und mit diesen Worten endet auch das jüngste Album von U.S. Girls. Hinter der vermeintlichen Band steckt eine einzige Künstlerin: Meghan Remy, in Illinois geboren, lebt und arbeitet seit Jahren in Kanada und verhandelt auf ihren Veröffentlichungen die Ungleichheit der Geschlechter. »Half Free«, U.S. Girls’ Debüt auf dem Label 4 AD, ist ihr bis dato zugänglichstes Werk und bringt Remy hoffentlich die längst verdiente Aufmerksamkeit – obwohl oder gerade weil es in Songs wie »Red Comes In Many Shades« oder »Navy & Cream« um sehr unglamouröse Dinge geht. Die Protagonistinnen der Songs sitzen an Supermarktkassen, frisieren anderer Leute Haare und verlieren ihre Männer in sinnlosen Kriegen. Ihre angebliche Gleichberechtigung ist hart erarbeitet, denn um die Kinder, die Küche, ihr Aussehen kümmern sie sich neben dem Lohnerwerb natürlich auch noch, macht ja sonst keiner. Im besten Fall ist das Leben halbfrei, und Meg Remy weiß, wovon sie spricht und singt. Die Musik zahlt ihre Miete nicht, mit miesen Jobs, Erschöpfung und Frustration kennt sie sich aus. Feminismus ist für Remy kein modischer Begriff, sondern essentiell. Für die Geschichten der »Frau von nebenan« respektive sich selbst baut Remy tolle Tracks, die mit den Homerecordings ihrer Anfangszeit nicht viel gemein haben: Dekonstruierter Mainstreampop, 60s-Motown-Soul, Indie-Gitarren und R ’n’ B-Beats fusionieren zu einem brillanten, fast durchweg tanzbaren Album, das artsy und down-to-earth zugleich ist. Die Arbeit daran war’s wert.

U.S. Girls: Half Free
(4 AD/Indigo)