Sheens Outing

HI-Infektion. Er hat alles daran gesetzt, als der letzte bad boy in die Hollywood-Annalen einzugehen, und will nun ein »besserer Mensch« werden: Charlie Sheen. Mit Anfang zwanzig ergatterte er die Hauptrolle in Oliver Stones Vietnam-Film »Platoon« und spielte anschließend in dessen Film »Wall Street« einen Investmentbanker. Es folgten bald eher flache Komödien und ein ausschweifendes Leben mit Drogen, Alkoholismus und immer neuen Abstürzen. Seine Paraderolle wurde der Junggeselle in der Serie »Two and a Half Man«, für die er pro Folge die Rekordgage von zwei Millionen Dollar erhielt. Nach dem Bekanntwerden von immer neuen Tätlichkeiten gegen seine Partnerinnen wurde Sheen vom Sender gefeuert. Jetzt hat er in einem Interview auf NBC bekannt, dass er mit dem HI-Virus infiziert sei und seit vier Jahren davon wisse. Weil er von Freundinnen und Prostituierten damit erpresst worden sei, wolle er seine Infektion öffentlich machen. Außerdem wolle er in Zukunft kein Arschloch mehr sein.   her
How bizarre
Xavier Naidoo. Einen Typen, der selbst im Mainstream plötzlich als entschieden zu fehlgeleitet gilt, als dass er wie ein deutscher Hornochsen-Rapper mitsamt seines Politquatsches durchgewinkt werden könnte, wollte die ARD zum European-Song-Contest schicken: Xavier Naidoo. Die Reaktionen reichen etwa von: »Was?! Der Reichsbürger, Antisemit, Schwulenfeind, Apokalyptiker usw. soll unser liebes Land vertreten?« (Boulevard und so) bis hin zu Klaus Lederer von der Linkspartei, der Naidoo wegen seiner zweifelhaften Äußerungen für einen passenden Repräsentanten Deutschlands hält. Ist das nicht alles total spießig? Ist es nicht ebenso bezeichnend wie deppert, dass plötzlich auch die Schläfen derjenigen pochten, die sich für waschechte Feinde von Nationen halten? Und wieso eigentlich tun selbst die, die bis vor kurzem die Abkürzung ESC am ehesten mit ihrer Computertastatur in Verbindung gebracht haben, so, als sei der ESC eine wahnsinnig wichtige Angelegenheit?   oko
Witz und Terror
Salman Rushdie. Der Autor der »Satanischen Verse« wird sich vom ­islamistischen Terror auch weiterhin nicht einschüchtern lassen. In einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur erklärte Salman Rushdie, die Islamisten hassten vor allem, dass Menschen im Hier und Jetzt ihre Freude an kulturellen Dingen haben. Der Fanatismus könne es nicht ertragen, dass jemand Lebensfreude, Lust und Spaß habe. Sich auszuleben sei ein Akt der Rebellion gegen die Puritaner, den eigenen Lebensstil beizubehalten wichtig. Die USA hätten nach dem 11. September schnell ins normale Leben zurückgefunden, das werde den Franzosen wohl noch besser gelingen. Rushdie befindet sich gerade mit seinem neuen Roman »Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte« auf Lesereise durch Deutschland. Das Buch hat er auch auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Gar nicht witzig fand das die iranische Regierung, die deshalb ihre Teilnahme an der Auftaktpressekonferenz absagte.   her
Krieg der Katzen
Twitter. Als Reaktion auf die Aufforderung der belgischen Sicherheitsbehörden, zu Hause zu bleiben und keine Informationen über Polizeieinsätze in den sozialen Medien zu posten, tauschten User unter dem Hashtag #BrusselsLockDown Fotos entspannter Katzen, aber auch Bilder von wehrhaften Stubentigern. Vor allem ein plüschiges kitten mit Degen und Zorro-Schlapphut eroberte die Herzen der Community. Andere Katzen bekamen mit Photoshop einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt, womit nicht nur das Thema verfehlt, sondern ungewollt auch eine Nähe zu den Bildwelten terroristischer Netzwerke wie #CatsOfJihad hergestellt wurde. Die emotionale Wirkung von cat content ist auch dem IS bekannt.   her