»Männer sind eher asozial«

Macht Berlin Männer unglücklich? Der kürzlich veröffentlichte »Glücksatlas 2015« legt dies nahe. Frauen sind demnach in Berlin glücklicher. Nur in Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind Männer noch weniger glücklich, die glücklichsten Männer leben hingegen in Hamburg. Der Familientherapeut Peter Thiel leitet in Berlin eine Männergruppe und hat mit der Jungle World gesprochen.

Dem »Glücksatlas« zufolge werden manche Männer in Berlin nicht glücklich. Woran liegt das?
Glück wird von vielen Dingen bestimmt, von kreativem Schaffen beispielsweise, aber vor allem von Beziehungen aller Art. Männer sind aber eher »asozial«, sie neigen zur Vereinzelung. Der Nerd, der den ganzen Tag vor seinem Computer sitzt, ist eine typisch männliche Figur, seine sozialen Kontakte sind verkümmert. Viele Männer können nicht mit anderen Männern über private Dinge reden. Sie benehmen sich wie einsame Wölfe. Glücklich werden sie so nicht. Denn Glück entsteht vereinfacht gesagt durch erfüllte menschliche Beziehungen.
Was hat gerade Berlin an sich, das Männern zusetzt?
Die Großstadt an sich macht vielleicht ein wenig einsam. Und das Arbeitsleben ist ein wichtiger Bereich. Da tritt Hektik in verschiedenen Formen auf. Zum einen gibt es gelegentlich eine euphorische Hektik, die aber wieder verfliegt. In so einer hippen Metropole gibt es aber auch noch eine andere Form: Alle wollen ganz vorne sein, wo aber nun einmal nicht alle sein können. Es gibt wie beim Sport die drei Besten, von den anderen spricht niemand. Das setzt den Männern in den hinteren Reihen zu.
Ist das auf dem Land besser?
Im ländlichen Raum gibt es eine Verwurzelung. Die ist zwar einerseits überaus konservativ. Aber der einzelne Mann ist eingebunden in Familie, Feuerwehr, Fußballverein. Es gibt nicht diese Single-Kultur, die auch Vereinzelung mit sich bringt.
Was tut Ihre Männergruppe für das Glück der Mitglieder?
Wir reden auch über Probleme, richten den Blick aber immer nach vorn. Ich würde sagen, bei uns geht es zu 80 Prozent um das Thema Glück. Diesem Glück steht eben einiges im Weg, sei es die eigene Partnerin, eine Dreiecksbeziehung, die gerade nicht gut läuft, oder ein Job wie beispielsweise bei einem Mann, der in der Psychiatrie arbeitet und so ausgelaugt ist, dass er sich selbst bald einliefern lassen kann. Wir sind aber kein Selbstgeißelungsverein. Bei uns kann man auftanken. Es wird nicht so doof rumgequatscht wie am Stammtisch. Hier kann man sich einfach mal tragen lassen.