»Wir gehen offen mit unserem Namen um«

Spätis retten! Das ist nur eine Forderung der »Partei der Wähler«, die im September zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin antritt. Ihr Vorsitzender, der 19jährige Erik Koszuta, hat mit der Jungle World gesprochen.

Ungefähr 20 Parteien treten dieses Jahr zur Berliner Abgeordnetenhauswahl an. Was fehlt all diesen Parteien, was Ihre hat?
Den allermeisten Parteien fehlen junge Mitglieder. Wir haben sie. Wir haben sogar verdammt junge Mitglieder, die politisch etwas gestalten wollen, und das nicht in einer Jugendorganisation. Die Themen, die uns als junge Menschen interessieren und mit denen wir tagtäglich zu tun haben, wollen wir direkt angehen und ins Parlament tragen.
Wie jung sind Ihre Parteimitglieder?
Man kann ab 16 Jahren eintreten. Unsere jüngsten Mitglieder sind 17, die ältesten gerade mal 25. Wir sind also tatsächlich eine junge Partei.
Wie kommt das?
Es fing ganz klein an. Wir haben uns im kleineren Freundeskreis politisch ausgetauscht und sind auf die Frage gestoßen: Warum machen wir es eigentlich nicht selbst? Die Idee, die eigenen Fähigkeiten in einer eigenen Partei einzusetzen, hat großen Anklang gefunden und ist von einem Freundeskreis zum nächsten gewandert. Am Ende waren viele junge Leute bereit, sich in einer neuen, unbelasteten Partei zu engagieren.
Sie fordern freies W-Lan an öffentlichen Orten, den Erhalt von Spätis und Clubs sowie die Entkriminalisierung von Cannabis. Bei jungen Wählern dürfte das gut ankommen. Aber verprellen Sie damit nicht ältere Wähler?
Wir hatten nicht den Anspruch, eine Partei aufzubauen, die alle Probleme von A bis Z beackert. Wir haben uns zusammengeschlossen mit dem Ansatz: Welche Themen finden wir wichtig? Was stört uns, was muss anders werden? Aus den Antworten haben wir unser Programm erstellt. Das ist besser als ein Parteiprogramm, das vorgibt, alle Menschen in Berlin zu berücksichtigen. Wer unser Programm ansprechend findet, kann sich dafür aber darauf verlassen, dass wir vollkommen dahinterstehen.
Welches Anliegen ist Ihrer Partei am wichtigsten?
Was sich durch das Programm zieht, ist das Recht darauf, sein Leben selbst zu gestalten und hierzu die Möglichkeiten zu erhalten. Wir sind alle in der Schule, der Ausbildung oder im Studium. Wir wollen unsere Zukunft selbst gestalten und nicht geformt werden. Dazu ist aus unserer Sicht ein Grundeinkommen nötig. Denn so ist jeder für sich selbst verantwortlich, wird aber auch gesellschaftlich unterstützt. Wenn jeder das Werkzeug dazu erhält, kann er sein Leben selbst am besten führen und sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten gesellschaftlich einbringen.
Im Durchschnitt bekommen Frauen in Deutschland mit 29 Jahren ihr erstes Kind. Weshalb fordern Ihre jungen Parteimitglieder ein Eltern-Coaching zur Vorbereitung auf das Leben mit einem Kind?
Es gibt Parteimitglieder, die sich Kinder wünschen oder die dabei sind, Eltern zu werden. Angesichts der Tatsache, plötzlich die Verantwortung für einen neuen Menschen zu haben, wäre eine ausreichende Unterstützung wünschenswert. Zukünftige Eltern müssen erfahren: Was kommt auf mich zu, wie gehe ich mit der Situation um, wo erhalte ich Hilfe, auch staatliche? Nicht jeder hat ein intaktes Elternhaus oder Umfeld, das helfen kann. Doch niemand sollte allein sein.
Einen Namen für ein Kind zu finden, ist bekanntlich schwer. Bei Parteinamen dürfte es sich ähnlich verhalten. Woher kommt Ihrer?
Die Idee, eine Partei zu gründen, war zuerst da. Wir haben also ­einen Namen gebraucht, noch bevor die inhaltlichen Dinge geklärt wurden. Dabei fiel uns auf, wie nichtssagend die Namen der anderen Parteien sind. Was heißt schon Christlich-Demokratische Union? Das können wir auch, dachten wir uns, und haben uns Partei der Wähler genannt. Dabei ist es geblieben. Wir gehen offen damit um.