klingt diese Woch wie Richard David Precht

Lies!

Hallo und guten Tag, ich bin’s mal wieder, der Richard! Ich, ich weiß, Ihr musstet in den vergangenen Monaten sehr viel von mir hören und sehen, und leider ging es dabei nicht immer so lustig zu wie früher, als ich noch den netten liberalen Welterklärbär gemacht habe. Nein, es geht um Vegetarismus, und da verliere selbst ich meine sprichwörtliche gute Laune. Für diejenigen, die das letzte halbe Jahr unter einem Stein verbracht haben: Tiere essen ist schlecht, es führt leider nichts an dieser Erkenntnis vorbei. Wir wissen einfach nicht, ob Tiere gern gegessen werden oder ob ihnen das am pelzigen Allerwertesten vorbeigeht, wir werden das auch niemals genau wissen können. Deswegen habe ich in diesem Jahr spektakulär vorgeschlagen, dass wir ein Moratorium über Speiseversuche mit Tieren verhängen sollten.
Für diesen verwegenen Vorschlag habe ich mir leider sehr viel anhören müssen. Chronische Fleischesser wollten mich als Dry-Age-Hairbone-Steak auf kleiner Flamme rösten, andere behaupteten wiederum, schon vor meiner spektakulären Publikation (»Tiere essen mit Safran, Foer und anderen Gewürzen«) auf den Fleischverzehr verzichtet zu haben. Dazu sage ich: Das mag sein, aber nicht mit so guten Begründungen wie ich! Es ist nämlich etwas völlig anderes, ob man aus einem vagen Bauchgefühl heraus ethisch richtig handelt oder mit einem Bestseller. Andererseits, darauf weise ich in diesem Buch ebenfalls hin, ist die Frage ohnehin bald obsolet, weil dann unser Fleisch aus der Petrischale kommt. In diesem Sinne: Warum regen sich die Leute eigentlich auf? Wichtig ist doch allein, daß wir gut miteinander auskommen, ganz gleich, wieviel Haare, Beine, Flügel, Chickenwings oder Kalbslebern einer hat. Hmmh, Kalbsleber! In einer leichten Weinsoße, mit Marktgemüse, Kroketten und großem Milchshake. Aus deutschen Petrischalen, frisch auf den Tisch, das ist doch prima. Ich weiß nicht, was die Leute immer haben.
Allzeit guten Appetit
wünscht Ihnen
Ihr Richard Darwin Precht