Die Madman-Pose und Donald Trump

Pose und Drohung

Was kümmert mich der Dax Von

Als im Vietnam-Krieg Verhandlungen unvermeidlich waren, ließ US-Präsident Richard Nixon das Gerücht streuen, er werde vor dem Einsatz von Atomwaffen nicht zurückschrecken. »Ich nenne das die madman theory, Bob«, soll er seinem Stabschef Robert Haldemann gesagt haben. Dass Nixon den Einsatz von Atomwaffen nie erwogen hat, ist allerdings nicht sicher. Ob Pose oder echte Drohung, den Krieg haben die USA bekanntlich trotzdem verloren.

Ein Problem der Madman-Pose für Politiker in Demokratien war bis vor kurzem, dass die Wähler so etwas nicht mögen. Was den Nuklearexplosionen betrifft, will man ja keine Überraschung erleben. Dann kam Donald Trump, der sich zu einem entspannten Verhältnis zum Atombombeneinsatz bekannte, aber versicherte, er werde sich nur um US-amerikanische Interessen kümmern. Nun überrascht er mit einem plötzlichen Interesse für Syrien, und man darf sich ein wenig Schadenfreude gönnen. Denn bislang musste man rätseln, was sich hinter dem mit Botox gefestigten stoischen Gesichtsausdruck Wladimir Putins verbarg, wie risikobereit der sich schon dem Himmelreich nahe wähnende Ali Khamenei ist und wie weit der grinsende Kim Jong-un zum Erhalt seiner Dynastie gehen wird. Ob Provokation, reguläre oder irreguläre Intervention – die Autokraten und Diktatoren haben mit ihren Madman-Posen beachtliche Erfolge erzielt, da sie sich darauf verlassen konnten, dass desinteressierte oder kulante westliche Politiker ihre Eskapaden tolerieren, wenn nicht gar belohnen werden. Nun müssen sie rätseln, ob Trump die »beautiful babies« wirklich liebt – tatsächlich haben brutale Männer ja häufig eine sentimentale Zuneigung für Kinder und Hunde –, er sich nur freut, dass derzeit nicht über die Verbindungen seiner Mitarbeiter zum russischen Geheimdienst gesprochen wird, oder er tatsächlich außenpolitische Ziele verfolgt. Und wenn ja, welche.

Für den Wiedereinstieg der USA in die Nahostpolitik hat Trump das notwendige Mittel gewählt (siehe Seite 13), da ein sanfterer Versuch der Kontaktaufnahme ignoriert worden wäre. Er hat sich jedoch auch der Verpflichtung entledigt, der US-Bevölkerung und dem Kongress zu erläutern, welche Ziele er mit seiner Kriegführung verfolgt und wie er sie erreichen will. Auch der Rest der Welt wüsste das gerne. Für seine Feinde undurchschaubar zu sein, war ein Wahlkampfversprechen Trumps, insofern war sein Unberechenbarkeit berechenbar. Innenpolitisch im lame duck-Modus, wendet er sich nun der Außenpolitik zu, wo er freier agieren und seinen autokratisch-erratischen Politikstil pflegen kann, ohne wie daheim von demokratischen Institutionen blockiert zu werden.