In Uganda wird die Verteilung von Binden an Schülerinnen zum Politikum

Ohne Binde keine Bildung

Die Initiative Pads4Girls verteilt in Uganda Damenbinden an arme Schülerinnen – zum Unmut des Präsidenten Yoweri Museveni, der versprochen hatte, die Regierung werde dies tun. Stella Nyanzi, die Gründerin von Pads4Girls, wurde wegen Beleidigung des Präsidenten inhaftiert.

Die Itanda Secondary School, 150 Kilometer Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Kampala, ist eine Schule wie viele im ländlichen Uganda. Ein paar langgestreckte Gebäude etwas abseits des Dorfs, drinnen dunkle Klassen­zimmer mit einfachen Holzpulten. Der Platz in der Schule reicht nicht mehr, deshalb wird die zehnte Klasse in einem Bretterverschlag unterrichtet. Eine ­Reihe Plumpsklos, eine kleine Bibliothek, ein Computerraum mit drei PCs, ein Unterstand, unter dem die Mahlzeiten zubereitet werden, Maisbrei mit Bohnen. Einfache Schlafsäle mit Etagenbetten aus Metall für die Internatsschüler, die abends nicht nach Hause gehen können, weil ihre Eltern zu weit weg wohnen. Die Schülerinnen und Schüler hier sind meist Kinder von Kleinbauern – wer mehr Geld hat, schickt seine Kinder auf eine Privatschule.

Almeida Ampwere, die Pressesprecherin der Bürgerinitiative Pads4Girls, steht im Schulhof vor einer Gruppe Schülerinnen in Uniformen und hält eine rosafarbene Damenbinde hoch. »Normalerweise klebt man Binden ja in der Unterhose fest«, sagt sie, »aber seht ihr, diese befestigt man mit Knöpfen. Sie ist wiederverwendbar.« Nachdem Ampwere erklärt hat, wie man die Binden wäscht, werden sie verteilt: Jedes Mädchen erhält ein Paket mit Binden und einem Stück Seife. Ampwere und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Pads4Girls sind heute mit dem Minibus aus Kampala gekommen. Dies ist die 33. Schule, an der sie Monats­hygieneprodukte verteilen, mehr als 3 000 Mädchen sind schon mit Binden ausgestattet worden.

Die 15jährige Sharon freut sich riesig. »Bisher habe ich immer Stofffetzen ­benutzt, wenn ich meine Regel hatte. Das hier ist viel besser! Vielen, vielen Dank!« Fehlende Menstruationsprodukte sind ein großes Problem für Schülerinnen in Uganda. »Viele Schülerinnen bleiben während ihrer Periode einfach zu Hause, weil sie keine Binden haben«, sagt Esther Nabirye, die an der Itanda Secondary School Englisch unterrichtet. »So verpassen sie den Unterricht. Das ist einer der Gründe, weshalb Mädchen im ugandischen Bildungssystem nicht mit den Jungen mithalten.«
Bei der Frau, der sie die Binden zu verdanken haben, können sich Sharon und ihre Freundinnen aber nicht persönlich bedanken. Stella Nyanzi sitzt seit gut zwei Wochen im Luzira Prison, dem einzigen Hochsicherheitsgefängnis Ugandas – wegen ein paar Posts auf Facebook. Und einer Diskussion über Monatshygieneprodukte, die zum Politikum geworden ist.

Tage des Widerstands
Im Februar vorigen Jahres wurde Yoweri Museveni einmal mehr zum Präsidenten Ugandas gewählt. Seit 1986 ist er an der Macht. Eines seiner Wahlversprechen: Damenbinden für Ugandas arme Schülerinnen. Während in der Grundschule noch beide Geschlechter gleichermaßen vertreten sind, kommen in der weiterführenden Schule auf 100 Jungen nur noch 85 Mädchen. Die Gründe dafür, dass Mädchen in Uganda ihre Schulausbildung abbrechen, sind vielfältig: frühe Schwangerschaft, Kinderehen, Familien, die nicht genug Geld haben, um allen Kindern eine Aus­bildung zu bezahlen, und die Jungen bevorzugen. Und eben auch fehlende ­Monatshygieneprodukte.

»Mädchen in Uganda werden dafür bestraft, dass sie Mädchen sind. Das ist die Konsequenz davon, dass sie keine Monatshygieneprodukte haben und deshalb den Unterricht verpassen.« Stella Nyanzi, Gründerin der Bürgerinitiative Pads4Girls

Während seiner Wahlkampagne besuchte Museveni Schulen in armen ­Regionen und ließ sich mit den Mädchen dort ablichten. Seine Wiederwahl erfolgte unter zweifelhaften Umständen. Während des Wahlkampfs wurde der Oppositionsführer Kizza Besigye verhaftet. Als Unterstützer für seine Freilassung demonstrierten, wurden ­sie mit Tränengas besprüht. Zeitweise wurden die sozialen Medien im Land blockiert. Internationale Wahlbeobachter übten scharfe Kritik. Die Beobachterkommission des Commonwealth zum Beispiel urteilte, die Wahl habe nicht »den wichtigsten demokratischen Standards entsprochen«. Museveni ernannte seine Ehefrau Janet zur Bildungsministerin. Sie verkündete im Februar dieses Jahres, es sei nun doch kein Geld für Binden da – der blanke Hohn an­gesichts der Tatsache, dass Museveni allein in den vergangenen fünf Jahren mehr als 400 Autos für sich und seine Entourage gekauft hatte.

Stella Nyanzi schäumte vor Wut. Schon während des Wahlkampfs hatte die 42jährige Medizinanthropologin, die an der University of London promoviert hat und zuletzt an der Makerere University zu Sexualität in Afrika forschte, auf Facebook heftige Kritik an ­Museveni geübt. Ihre Wortwahl ist oft deftig, sie schrieb unter anderem, Museveni habe »in unsere Demokratie ­geschissen«, und bezeichnete seine Partei National Resistance Movement (NRM), deren Kennfarbe gelb ist, als »dicken gelben Eiter«.

Jetzt schrieb sie: »Ich verabscheue Menschen, die die First Lady als ›Mama Janet‹ bezeichnen. Diese Frau ist keine Mutter der Nation. (…) Welche Mutter würde es zulassen, dass ihre Töchter der Schule fernbleiben, weil sie sich keine Binden leisten können, die sie davor schützen, beschämt und ausgelacht zu werden, weil sie ihre Uniformen mit Menstruationsblut beflecken?« Sie beließ es nicht bei Worten, sondern gründete die Bürgerinitiative Pads4Girls, um Geld für die Binden zu sammeln.

Das Tabu brechen
Ende März, als die Kampagne bereits in vollem Gange war, saß Nyanzi in ­einem Garten in Kampala. Wie fast immer trug sie farbenfrohe afrikanische Tracht. »Mädchen in Uganda werden dafür bestraft, dass sie Mädchen sind«, sagte sie. »Das ist die Konsequenz davon, dass sie keine Monatshygieneprodukte haben und deshalb den Unterricht verpassen. So ist das in patriarchalen Gesellschaften.«

Viele ihrer Äußerungen erregen in Uganda Anstoß. Nyanzi, heterosexuell und alleinerziehende Mutter von drei Kindern, ist leidenschaftliche Unterstützerin der LGBT-Bewegung – das ist ­alles andere als selbstverständlich in Uganda, wo vor einigen Jahren noch über die Todesstrafe für Homosexualität diskutiert wurde. »Ich bin außerdem für das Recht auf Abtreibung, für die Rechte von Sexarbeiterinnen. Uganda ist in vieler Hinsicht sehr konservativ, diese Meinungen sind hier sehr kontrovers«, so Nyanzi. Ihre Gegner, so führte sie weiter aus, nutzten ihre Nähe zur ugandischen LGBT-Bewegung, um ihr Projekt schlechtzu­machen. »Mir wurde unterstellt, es ginge mir gar nicht darum, Binden zu ­verteilen. Mein eigentliches Ziel sei, in unseren Schulen Homosexualität zu verbreiten.«

Trotzdem unterstützten sie viele Uganderinnen und Ugander, das sähe man an all den Spenden, die eingingen. »Ich glaube, viele Frauen können sich einfach einfühlen. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass sie selbst als Schülerinnen keine Monatshygieneprodukte hatten. Manche spenden nur 1 000 Schilling (umgerechnet etwa 26 Eurocent), weil sie nicht mehr haben. Aber sie spenden. Und dadurch kommt einiges zusammen.«
Das Geld wird in erster Linie durch mobiles Banking gesammelt. Geld über das Handy zu versenden, ist in Uganda, wie in anderen afrikanischen Ländern auch, sehr beliebt, da man in Sekundenschnelle auch kleine Beiträge verschicken kann. Außerdem haben viele Uganderinnen und Ugander zu wenig Vermögen, um ein reguläres Bank­konto zu eröffnen.

Neben Nyanzi im Garten saßen ihre Schwester Sheilah Nyanzi, eine Rechtsanwältin und bei Pads4Girls für die juristischen Angelegenheiten zuständig, und Pressesprecherin Ampwere. »Viele Mädchen und Frauen sind über dieses Thema einfach nicht aufgeklärt«, sagte Ampwere. »Oft fragen uns Schülerinnen zum Beispiel: Ich kriege während meiner Menstruation immer Bauchkrämpfe, stimmt es, dass ich davon unfruchtbar werden kann? Wir haben den Mädchen auch Fragen gestellt, zum Beispiel, mit wem sie über ihre Menstruation sprechen. Und fast alle sagten: mit niemandem. Viele der Mädchen haben seit Jahren ihre Regel, haben aber nie mit ihren Müttern darüber geredet.«

Während die Kampagne voranging, versuchte die Regierung alles, um Nyanzis zu behindern. Rektoren wurde mitgeteilt, sie dürften die Mitarbeiter von Pads4Girls nicht in die Schulen lassen – doch als Reaktion darauf fanden die Bindenverteilungen außerhalb der Schulgelände statt. Als Nyanzi einen Kongress in Amsterdam besuchen wollte, wurde ihr die Ausreise verweigert, kurz darauf verlor sie ihre Stelle an der Makerere University.

»Die Leute haben genug von dieser Regierung, trauen sich aber nicht, öffentlich ihre Meinung zu sagen. Sobald irgendwo demonstriert wird, kommt die Polizei gleich mit Tränengas.« Nana Annette Namata, eine Freundin Stella Nyanzis

Sie reagierte auf Facebook. Als Janet Museveni öffentlich verkündete, sie vergebe Nyanzi, entgegnete diese, anstatt der stinkenden Stiefel der First Lady würde sie lieber deren Klitoris lecken. Über Yoweri Museveni schrieb sie: »Das ist es, was Arschbacken tun. Sie scheißen, wackeln und furzen. Museveni ist einfach nur ein weiteres Paar Arschbacken.«

»Stella nutzt diese extreme Sprache bewusst, um bestimmte Themen in den Fokus zu rücken«, sagt Harold Kaija, der stellvertretende Generalsekretär der Oppositionspartei FDC (Forum for Democratic Change), der Nyanzi nahesteht. »Wir haben seit Jahren auf diese Missstände hingewiesen, aber niemand hat uns beachtet. Stella aber hat die Leute darauf aufmerksam gemacht.« In der ugandischen Öffentlichkeit ­seien solche Wörter normalerweise tabuisiert. »Aber in der Öffentlichkeit regen sich auch immer alle über die Sexgeschichten in Klatschzeitungen wie Red Pepper auf und heimlich lesen sie sie dann doch. Außerdem vergessen Leute gerne, dass sie eine nalongo ist, eine Mutter von Zwillingen. In unserer Kultur genießt eine nalongo viele Pri­vilegien, darunter auch das Privileg, eine extreme Sprache zu verwenden.«

Knast für Posts
Eine Woche nach dem Gespräch mit der Jungle World, am 7. April, wurde Nyanzi verhaftet. An diesem Abend stellte sie das Projekt Pads4Girls dem Rotary Club Kampala vor. Als sie das Mackinnon Suites Hotel verließ, wurde sie von einer Gruppe maskierter Männer überfallen, die sie in ein Auto zerrten und mit ihr davonfuhren. Stundenlang erfuhr niemand, wo sie war. Dann kam heraus: Sie wurde auf einer Polizeistation festgehalten. Drei Tage später wurde vor Gericht verhandelt. Die Anklage: Beleidigung des Präsidenten. Als der Facebook-Post über die Aktivitäten von Arschbacken vorgelesen wurde, mussten sich viele im Saal das Lachen verkneifen. Der Staatsanwalt unterstellte Nyanzi, geisteskrank zu sein und zum moralischen Verfall der ugandischen Gesellschaft beizutragen. Sie antwortete: »Ich habe all diese Dinge ­geschrieben, aber ich habe den Präsidenten nicht beleidigt. (…) Diese Re­gierung beleidigt Uganda.«

Am Dienstag lehnte das Gericht es ab, Nyanzi gegen Kaution freizulassen. Sie hat Berufung eingelegt. Am 26. April soll vor dem nächsthöheren Gericht verhandelt werden. Sollte dies ebenso ablehnen, muss sie bis 10. Mai im Gefängnis bleiben. Zunächst erlaubte man ihr, Besuch zu empfangen. Nyanzi zeigte sich unerschütterlich, unterrichtete in der Gefängnisschule, ließ sich von ihren Mitgefangenen Handarbeitstechniken beibringen. »Ich versuche, aus meinem Aufenthalt hier das Beste zu machen«, erzählte sie Besucherinnen und Besuchern. In der zweiten Woche ihrer Inhaftierung nahm der Druck auf Nyanzi zu. Plötzlich wurden willkürlich Besucher ferngehalten, darunter auch Oppositionsführer Besigye. Nyanzi erzählte, die Gefängniswärter hätten ihr Geld gestohlen, ihre Bücher und Notizen konfisziert, man verbiete ­anderen Gefangenen, sich mit ihr zu unterhalten.

Nyanzis Inhaftierung war abzusehen. Sie habe damit gerechnet, sagen ihre Freundinnen und Freunde, so eingeschränkt, wie die Meinungsfreiheit in Uganda mittlerweile sei. »Viele Ugander denken so wie Stella, das zeigt allein schon der Blick in die sozialen Medien«, sagt Nyanzis Freundin Nana Annette Namata. Die Hashtags #freestellanyanzi und #pairofbuttocks sind allgegenwärtig. »Die Leute haben genug von dieser Regierung, trauen sich aber nicht, öffentlich ihre Meinung zu sagen. Sobald irgendwo demonstriert wird, kommt die Polizei gleich mit Tränengas«, so Namata. Sie selbst verbrachte kürzlich wegen einer regimekritischen Plakette an ihrem Auto einen Tag im Gefängnis, bis Menschenrechtsanwälte sie herausholten. Gertrude Uwitware, eine Journalistin beim Fernsehsender NTV, schrieb einen Blogeintrag, in dem sie sich mit Nyanzi solidarisierte. Sie berichtete, als Reaktion darauf sei sie einen Tag nach Nyanzis Verhaftung von maskierten Männern entführt worden. Man habe ihr die Augen verbunden, sie geschlagen, ihr die Haare abrasiert und sie stundenlang in einem Auto in der Stadt herumgefahren, bevor man sie mitten in der Nacht in einem Vorort von Kampala am Straßenrand absetzte. Andere Unterstützer Nyanzis berichten von anonymen Drohungen am ­Telefon und auf Facebook.

Nie wieder leiden
Trotzdem stellen sich immer mehr Ugander und Uganderinnen auf Nyanzis Seite. Viele haben persönliche Gründe, so wie Yasmin B.* Sie ist Mitglied des Frauenvereins Women4UG, der Nyanzi öffentlich unterstützt. Das Projekt Pads4Girls liegt ihr besonders am Herzen, da sie selbst die Schule abbrechen musste, weil sie keinen Zugang zu Monatshygieneprodukten hatte. »Kein Mädchen sollte dasselbe durchmachen wie ich«, sagt die 46jährige. Ihre Geschichte zeigt, dass nicht nur finanzielle Nöte, sondern auch Aberglaube und kulturelle Tabus dazu führen können, dass Mädchen keinen ­Zugang zu Monatshygieneprodukten haben. Ihre Familie hätte eigentlich genug Geld gehabt, um ihr Binden zu kaufen. »Aber mit meinem Vater konnte ich nicht darüber sprechen. In unserer Kultur redet man über so etwas einfach nicht mit Männern. Und ich bin ohne Mutter aufgewachsen. Verwandte warnten mich, als ich in die Pubertät kam, ich dürfe es niemandem erzählen, wenn ich meine Menstruation bekäme. Sonst könnten meine Stiefmutter oder andere Menschen versuchen, an mein Blut heranzukommen und mich damit zu verhexen. Sie könnten mich ver­fluchen, so dass ich unfruchtbar würde. Also habe ich mit niemandem darüber gesprochen. Wobei – einmal doch, mit einem anderen Mädchen. Sie gab mir Kräuter, die die Dauer meiner Menstruation verkürzen sollten. Aber natürlich haben sie nicht gewirkt.«

Yasmin B. litt im Stillen, versuchte es einige Zeit lang mit Plastiktüten in der Unterhose, aber das brachte nicht viel. »Wenn ich meine Menstruation hatte, habe ich mich in der Pause immer im Schulhof in eine Ecke gekauert und ­dabei versucht, eine Position einzunehmen, in der kein Blut auf meine Uniform kommt. Ich konnte nur dabei zusehen, wie meine Klassenkameradinnen spielten.« Oft behauptete sie während dieser Tage, krank zu sein, und blieb zu Hause. Dabei ging sie eigentlich gern zur Schule: »Englisch, Mathe, ­Naturwissenschaften, Geschichte – mir hat das alles großen Spaß gemacht. Und ich hatte gute Noten.« Sie träumte davon, in einer Bank zu arbeiten oder vielleicht Ärztin oder Hebamme zu werden.

Als sie 16 war, schlief Yasmin B. in ihrer Verzweiflung mit einem Mann, in der Hoffnung, dieser werde ihr Geld dafür geben, von dem sie sich endlich Binden kaufen könnte. Stattdessen wurde sie schwanger, musste die Schule in der neunten Klasse abbrechen und wurde von ihrer Familie verstoßen. Sie schlug sich als fliegende Händlerin durch, verkaufte Herrenbekleidung auf Straßen und in Büros. Ihre zwei Töchter zog sie alleine groß. »Sie sollten nicht dasselbe durchmachen wie ich«, sagt sie. »Sobald sie in die Pubertät kamen, habe ich sie über ihre Menstruation aufgeklärt. Ich habe ihnen immer Binden in die Schultasche gepackt, schon bevor sie ihre Regel hatten, damit sie vorbereitet sind, wenn es losgeht.« Ihr ganzes Geld habe sie in die Ausbildung ihrer Kinder gesteckt, sagt sie, eine Zeitlang habe sie nur ein Paar Schuhe und drei Kleider besessen. Ihre Bemühungen hatten Erfolg: Ihre Töchter haben nicht nur beide die Schule abgeschlossen, sondern erfolgreich Informatik und Wirtschaftsinformatik studiert. Als die Jüngere vor einem Jahr eine gutbezahlte Stelle in einer Baustofffirma ­antrat, zogen die drei in eine moderne, geräumige Dreizimmerwohnung. »Für mich ist ein Traum wahr geworden«, sagt Yasmin B. »Früher haben wir in einem winzigen Zimmer gelebt und im selben Bett geschlafen.«

Das Team von Pads4Girls ist entschlossen: Leidensgeschichten wie die von Yasmin B. sollen in Uganda nicht mehr vorkommen. Mittlerweile wurden rund 5 000 Euro gesammelt, eine beachtliche Summe für ein Land, in dem ein Viertel der Bevölkerung von weniger als einem Euro am Tag lebt. Zudem gab es unzählige Sachspenden, auch von ugandischen Bindenherstellern. »Wir wissen noch nicht genau, wie wir eine dauerhafte Lösung finden, vielleicht gründen wir eine NGO«, sagt Nyanzi. »Aber uns ist klar: Unser Projekt soll nicht einfach irgendwann aufhören, sondern dauerhaft weiterlaufen.«

* Name von der Redaktion geändert.

Das Berufungsgericht lehnte am 26. April die Freilassung Stella Nyanzis ab. Sie muss nun voraussichtlich bis zur nächsten Verhandlung am 10. Mai im Gefängnis bleiben. Am Samstag um 15 Uhr findet vor der ugandischen Botschaft in Berlin erneut eine Solidaritätsdemonstration für sie statt.

Auf Facebook: Free Stella Nyanzy. Für Infos zu den Mobilisierungen in Deutschland und Berlin s. die öffentliche Facebook-Gruppe "free dr. stella nyanzy".