Jonida Prifti, Übersetzerin und Lautpoetin, über ihr schwieriges Verhältnis zu Albanien und die Folgen der langen kulturellen Abschottung des Landes

»Alle ein wenig heimatlos«

Jonida Prifti, geboren 1982, wuchs in Orizaj auf, einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Berat. 2001 verließ sie Albanien und studierte in Italien. Prifti ist Übersetzerin und Lautpoetin und tritt an so unterschiedlichen Orten wie dem Maxxi Museum in Rom und bei dem britischen Festival für Experimentalmusik »Colour out of Space« auf. Dieses Jahr wurde sie zur »Mediterranea 18 Young Artists Biennale« nach Tirana eingeladen und rief dort eine experimentelle Radiostation namens Radio Anarti ins Leben. Zuletzt erschien das Tape »Tola« ihres Projekts Acchiappashpirt auf dem italienischen Label Canti Magnetici. Im Interview spricht Prifti, die zurzeit in Rom lebt, über ihr schwieriges Verhältnis zu Albanien und darüber, wie sich die Abschottung des Landes auf die Musik ausgewirkt hat.
Interview Von

Nach dem Sturz des Regimes 1990 setzte in Albanien eine Massen­emigration ein. Bis zum Jahr 2010 war Schätzungen zufolge beinahe die Hälfte der Bevölkerung Albaniens ausgewandert. Warum verließen Sie das Land?
Wenn man ein paar Möglichkeiten im Leben haben wollte, kam man damals kaum umhin, das Land zu verlassen. Dabei hatte sich die Lage bis 2001, als ich Albanien verließ, bereits verbessert. Ich wuchs in Orizaj auf, einem kleinen Dorf in der Nähe von Berat. Bevor wir Ende der Neunziger ein paar Kühe, Hühner, Obstbäume und ein wenig Land bekamen, ging es meiner Familie schlechter. Während der Diktatur hatten wir nichts. Obwohl meine Eltern gute Arbeitsplätze hatten – mein Vater war Mathematiklehrer, meine Mutter leitende Tierärztin in einer Rinderzuchtkooperative –, war ihr Einkommen miserabel. Alles wurde überwacht, die Lebensmittel wurden rationiert. Ein Pfund Reis, Makkaroni, Salz, Zucker, Öl, damit sollte eine vierköpfige Familie im Monat auskommen. An die Warteschlangen kann ich mich noch gut erinnern.

Welche Phase des Transformationsprozesses haben Sie als besonders unangenehm erlebt?
Ich bin gezeichnet von diesen Jahren, habe drei Umbrüche erlebt, den Tod des Diktators Enver Hoxha 1985, das Ende des von Ramiz Alia geführten Staates 1990 und den Ausbruch des Bürgerkriegs 1997. Die Freude über den Wandel, über die Befreiung mag Anfang der neunziger Jahre groß gewesen sein. Aber viele Albaner haben mit dem Leben bezahlt. Das Land wurde seinem Schicksal überlassen, es herrschten Armut, allgemeine Orientierungslosigkeit und Chaos. Albanien stand in Flammen, in den Städten nichts als Staub, verlassene Straßen und Krater. Für meine Generation war wohl 1997 das härteste Jahr. Militärische Lager wurden geplündert, Verbrecher schlossen sich zu Banden zusammen und der Staat verlor die Kontrolle. Waffen waren allgegenwärtig, nicht nur in den Händen der Kriminellen. Zur Selbstverteidigung hatten sich viele eine Kalaschnikow besorgt oder eine Handgranate zu Hause rumliegen. Berat war einer der gefährlichsten Orte damals.

»Mir kommt es so vor, als sei das Bedürfnis, mit Europa Schritt halten zu wollen, sehr stark. Man will zeigen, dass Tirana auch international von Bedeutung ist, dass dort ein großes Entwicklungspotential besteht. Etwas weiter im Süden oder Norden ist die Situation allerdings anders. Meinen Großvater interessieren die neuen Entwicklungen nicht. Er wird demnächst 100, hat immer noch seine Kuh, seinen Esel, etwas Land und lebt so wie eh und je.«

Der albanische Schriftsteller Ismail Kadare sprach in diesem Zusammenhang von einer »Verwilderung der ganzen Gesellschaft«.
Viele in meinem Umfeld haben geweint, als ich direkt nach der Schule ging. Ihnen wurde auf diese Weise das eigene Schicksal vor Augen geführt, nämlich an Albanien gekettet zu sein. Einige waren erst 15, als sie verheiratet wurden. Denen wurde klar, dass sie gezwungen waren, sich mit den Gegebenheiten abzufinden.

Waren es religiöse Gründe, die für diese Ehen ausschlaggebend waren, oder berief man sich auf familiäre Traditionen?
Weder noch, zumindest in meinem Freundeskreis. Die Eltern waren ängstlich. Unter ihnen war die Ansicht verbreitet, eine Ehe würde Halt stiften, für ein wenig Sicherheit sorgen und dabei helfen, dass man diese Zeiten besser übersteht. Meine Eltern haben aber nie an diese Möglichkeit gedacht.

Können Sie heutzutage unbeschwert nach Albanien reisen?
Ich habe ein schwieriges Verhältnis zu Albanien. Manchmal fühle ich mich dort ganz wohl, dann wieder kommen all die negativen Erinnerungen hoch. Im Mai war ich zuletzt dort, dieses Mal allerdings aus beruflichen Gründen. Ich wurde von der »Mediterranea 18 Young Artists Biennale« eingeladen, die dieses Jahr in Tirana stattfand, und stand zwölf Tage im Austausch mit dem Kern der albanischen Kunstszene. Mir kommt es so vor, als sei das Bedürfnis, mit Europa Schritt zu halten, sehr stark. Man will zeigen, dass Tirana auch international von Bedeutung ist, dass dort ein großes Entwicklungspotential besteht. Etwas weiter im Süden oder Norden ist die Situation allerdings anders. Meinen Großvater interessieren die neuen Entwicklungen nicht. Er wird demnächst 100, hat immer noch seine Kuh, seinen Esel, etwas Land und lebt so wie eh und je.

Letzteres entspricht in etwa der Vorstellung von Albanien im Ausland: karg, unberührt …
Ja, und viele Europäer denken immer noch, Albanien läge auf einem anderen Kontinent.

Ist das allgemeine Bild Albaniens im Ausland nicht immer noch sehr vage? Wenn von dem Land berichtet wird, dann über Verschmutzung, Kriminalität oder den schwierigen Umgang mit der Vergangenheit.
Der Tourismus jedenfalls hat sich stark entwickelt. Die Hälfte der Touristen, die durch Albanien reisen, sind Deutsche. Tirana wird auch »das kleine Berlin« genannt. Dass Armut und Verschmutzung Probleme darstellen, lässt sich nicht leugnen. Trotzdem gibt es in Albanien Naturlandschaften, von denen man im restlichen Europa nur träumt. Wirtschaftlich geht es dem Land besser, was unter anderem mit der einstmaligen Massenemigration zusammenhängt. Viele Albaner kommen zurück, bringen Erfahrungen mit, sind Unternehmer und investieren Geld in neue Bereiche.

Jonida Prifti

Goodbye, Hoxha! Jonida Prifti mit Mikro, Manuskript und cooler Sonnenbrille.

Bild:
Noutekos

Dieser Trend dürfte sich verstärkt haben, seit die ökonomische Situation in Griechenland und Italien, zwei bei Albanern sehr beliebten Auswanderungszielen, angespannt ist. Lernen die jungen Leute in Albanien mit großer Begeisterung Fremdsprachen?
Man will die verlorene Zeit wettmachen, dieses halbe Jahrhundert, in dem Albanien abgeschottet war. Ich würde behaupten, Albaner sind Fremdsprachen gegenüber sehr aufgeschlossen. Wer Albanisch kann, diese alte Sprache mit ihrem Alphabet aus 36 Buchstaben, lernt alles andere schnell. Ich hatte in der Schule Französisch. Dann habe ich einen viermonatigen Sprachkurs in Berat gemacht und mich auf den Weg nach Italien gemacht. Slang und Dialekte habe ich mir im alltäglichen Leben draufgeschafft und italienische Literatur an der Universität La Sapienza in Rom studiert, um alle Lücken möglichst schnell zu schließen.

Wie hat sich die Abschottung des Landes auf die Musik ausgewirkt? Oberflächlich betrachtet scheint es neben der berühmten albanischen Volksmusik, die unter dem Schutz der Unesco steht, und der Beteiligung am »Eurovision Song Contest« seit 2004 nicht viel zu geben.
Bis 1990 gab es in Albanien eigentlich nur zwei Genres: Easy Listening und folkloristische Musik. Die Texte wurden staatlich geprüft, am besten, man besang die wunderbaren Taten Enver Hoxhas und der Arbeiterpartei – eine andere Partei gab es ohnehin nicht – oder die Schönheit des Landes. Wer komplexere Gefühle als Heldenverehrung äußerte, machte sich verdächtig. Das konnte sehr schnell gehen, auch mein Vater entging nur knapp einer Verhaftung. Aber es gab auch Ausnahmen, man musste genauer hinhören. Im Song »Nuk e harroj« (Vergiss es nicht) von Irma und Eranda Libohova passierte etwas zwischen den Zeilen. Das Arrangement war relativ ausgefeilt, die Schwestern sangen unisono und bildeten eine Art psychedelischen Klangteppich. Erst mit dem Zusammenbruch der Diktatur wurde künstlerisch mehr möglich. In den neunziger Jahren wurde zunächst Tallava populär.

Die albanische Variante von Turbo-Folk, der besonders in Südosteuropa beliebt ist.
Ja. Man war bereits in den achtziger Jahren darauf aufmerksam geworden, als Tallava im Kosovo beliebt war. Die Befreiung vom Regime hatte auch zur Folge, dass Urheberrechtsfragen unklar oder wegen der allgemeinen Unsicherheit von geringem Interesse waren. Man konnte ziemlich frei mit Musik umgehen, alte Aufnahmen neu interpretieren, was auch geschah, mit klassischen Instrumenten genauso wie mit Synthesizern. Eine produktive Auseinandersetzung, die vielem Altem neues Leben einhauchte.

»Bis 1990 gab es in Albanien eigentlich nur zwei Genres: Easy Listening und folkloristische Musik. Die Texte wurden staatlich geprüft, am besten, man besang die wunderbaren Taten Enver Hoxhas und der Arbeiterpartei oder die Schönheit des Landes.«

Aber dann schwappte eine Welle italienischer Musik nach Albanien und jeder Zweite wollte so sein wie Eros Ramazzotti.
Naja, Ende der Neunziger begann Radio Tirana, italienische Musik zu spielen. Wir hörten Pupo, Toto Cutugno und ja, auch Eros Ramazzotti. Tatsächlich wurde italienische Musik bewundert. Mehr aber nicht! Die Pet Shop Boys, um nur ein Beispiel zu nennen, hatten einen mindestens ebenso großen Einfluss auf die Popmusik Albaniens. Bis zur Jahrtausendwende etwa geschah viel im Metal- und Techno-Bereich, dann kam HipHop mit Acts wie 2die4 und Akrepi. Zurzeit wird House beziehungsweise Clubmusik gespielt, wie überall anders auch. Es gibt Experimentalmusiker wie Mardit Lleshi oder Rasim Seifollari (aka Rasimski), der auch als Techno-DJ und Produzent unterwegs ist, und den Tirana Ekspres, einen alternativen Art Space. Die meisten Musiker haben es jedoch nicht leicht, weil die vorhandenen Strukturen nicht besonders stabil sind und man sich um alles selbst kümmern muss.

Sie haben sich der Musik über die Dichtung genähert. »Tola«, die jüngste Veröffentlichung Ihres Projekts Acchiappashpirt, ist vor allem ein lautpoetisches Werk.
Acchiappashpirt habe ich 2008 mit Stefano Di Trapani gegründet, einem Musiker aus der Noise-Szene Roms. Anfangs waren wir fasziniert von vermeintlich übernatürlichen Sprachphänomenen. Von Xenoglossie, also der Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu sprechen, ohne sie gelernt zu haben; und von Metaphonie, dem Phänomen, wenn ein Geist über elektronische Geräte wie Fernseher, Radios und ähnlichem mit einem spricht. Mittlerweile haben wir unsere Arbeitsweise angepasst. In Acchiappashpirt geht es auch darum, sich nicht von den Kommunikationsmitteln benutzen zu lassen, sondern den Spieß umzudrehen. Stefano kümmert sich um die Elektronik, ich übernehme den performativen Part der Stimme. Dabei soll der Eindruck entstehen, als würden elektronische und menschliche Sprache miteinander ringen.

Mit »Tola« halten Sie Rückschau auf das Radio unter den Bedingungen der Diktatur. Radio Tirana, der einstige Staatssender Albaniens, war zugleich die Stimme der Partei und verbreitete seine Erfolgsmeldungen teilweise in 22 Sprachen. Welche Geschichte verbirgt sich hinter »Tola«?
Eine Erinnerung hat mich lange beschäftigt: Als Kind habe ich mal versucht, Radio Tirana besser reinzubekommen. Dabei drehte ich den Regler zu weit und empfing plötzlich einen Sender, den ich nicht kannte und nicht verstand. Aber wie konnte das möglich sein? Ich war damals fünf Jahre alt und man hatte mir gesagt, dass es nichts anderes außer Albanien gebe. Das dachten wir wohl alle damals, unsere Eltern erzählten uns nichts anderes, damit wir nicht in Schwierigkeiten mit dem Regime gerieten. Dass es nun doch andere Sprachen und Länder geben sollte, löste bei mir einen Schock aus. Aber ich behielt das Geheimnis für mich.

War es nicht verbreitet, nach ausländischen Sendern zu suchen?
Das kann schon sein. Allerdings war man gut beraten, nicht aufzufallen. Der Nachbar konnte einen denunzieren, die Wände hatten Augen und Ohren. Ich erinnere mich, dass mein Vater zu Ostern rote Eier versteckte und mir sagte, die Schale solle ich nach dem Essen sehr tief vergraben. Nachdem Hoxha Religionen verboten hatte, war so etwas gefährlich. Die Frau auf dem Cover von »Tola« ist übrigens meine Mutter.

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Dem Hörer von »Tola« passiert etwas Ähnliches wie Ihnen damals: Man hört einer Stimme zu, deren Sprache man nicht versteht. Wollen Sie die Situation von damals nachempfinden?
Der Inhalt ist weniger entscheidend für diesen Effekt als die Vortragsweise. Ja, es geht darum, sich von gängigen Mustern zu emanzipieren, sozusagen seine Fixpunkte aufzugeben und sich auf etwas anderes einzulassen. Eine konstante Inspirationsquelle für mich ist Patrizia Vicinelli. Sie war eine große Dichterin und Schauspielerin und schrieb unter anderem für Nanni Balestrinis Magazin Alfabeta. Über sie habe ich auch meine Masterarbeit geschrieben. Ihre Stimmexperimente haben meinen Ausdrucksschatz immens bereichert.

Man könnte der Auffassung sein, »Tola« fehle etwas: die B-Seite. Warum ist sie leer?
Auch Stefano erinnert sich an seine Kindheit, an die langen heißen Sonntagnachmittage im ländlichen Italien, als die Verwandten sich nach dem Essen für eine Weile zurückzogen. Stefano spielte dann mit der Stereoanlage und zeichnete Radiosendungen auf Kassette auf. Die B-Seite von »Tola« soll den Hörer einladen, die Aufnahmetaste zu drücken und selbst Teil des Tapes zu werden. Vielleicht kommentiert man seinen Alltag oder nimmt ein paar Geräusche auf – auf jeden Fall findet man so etwas über sich selbst heraus und kommt aus der passiven Hörerhaltung raus. Die B-Seite von »Tola« ist ein Platzhalter, der mit persönlicher Geschichte gefüllt werden kann.

Das Radio hat seine Rolle als Leitmedium längst eingebüßt. Müssten Sie sich als Künstlerin nicht eher mit so etwas wie sozialen Medien beschäftigen?
Es geht um eine historisch klar umrissene Zeit. Damals war das Radio von fundamentaler Bedeutung und konnte schon mal bewirken, dass der Horizont eines kleinen Mädchens sich mit einem Ruck weitete. Außerdem gibt es durchaus Parallelen. Wenn man auf sozialen Medien nicht aufpasst, wird man eingesogen, schwimmt auf einer Welle mit und wird womöglich beliefert mit Nachrichten, die einem passen. Das Radio wird von Individuen gemacht; was auf sozialen Medien geschieht, entscheidet die Masse. Für manchen wäre es an der Zeit, sozusagen am Knopf zu drehen und mal den Sender zu wechseln. All die Desinformation und die Aggressionen, die auf sozialen Medien stattfinden – haben Sie so etwas schon mal im Radio erlebt?

Da spielen sicherlich noch andere Dinge eine Rolle …
Ich möchte nur auch auf die Bedeutung gesprochener Sprache hinweisen. Die Konzentration auf das Sprechen und Hören ist ein Vorteil des Radios. Es ist kein Zufall, dass viele fortschrittliche Musiker mit den Mitteln des Radios arbeiten. Rinse FM ist nur ein Beispiel von vielen. Auch während der Biennale in Tirana habe ich mich mit dem Radio beschäftigt. In einer Performance skippten wir durch die albanische Radiolandschaft und erzeugten ein Abbild der Meinungsvielfalt, die dort herrscht. Gemeinsam mit Valentina Di Odoardo, Stefano Di Trapani und Nicola Rotiroti habe ich den Sender »Radio Anarti« – ein Anagramm von Tirana – ins Leben gerufen und mit einfachen Mitteln produziert. Mit Mobiltelefonen wurden Straßeninterviews geführt, die Sprachdateien via Messenger-App an mich verschickt und über das Internet verbreitet. Es ging darum, die Beziehung zwischen der Radiostation und der Stadt zu thematisieren.

Welchen Sender hören Sie, wenn Sie in Albanien zu Besuch sind?
Ich höre Top Albania Radio, was auch mit meiner Geschichte zusammenhängt. Man konnte damals schon am Nachmittag Jazz hören und es gab Sendungen, die das Publikum miteinbezogen. Ich habe mal an einem Schreibwettbewerb teilgenommen und den zweiten Platz gewonnen. Der Preis? Man durfte das Gedicht live vortragen und sich zwei Packungen albanischen Kaffee abholen. Was ich nicht tat, weil Krieg herrschte und es zu gefährlich war, durch das Land zu reisen.

Sie sind umtriebig und organisieren unter anderem ein kleines Sound-Poetry-Festival in Rom. Arbeiten Sie häufig mit Künstlerinnen und Künstlern der albanischen Szene zusammen?
In regem Kontakt stehe ich beispielsweise mit dem elektronischen Musiker Ilir Lluka, der 2016 den in Albanien renommierten Onufri-Preis gewonnen hat. Mit ihm habe ich »Res« produziert, ein Sound-Poetry-Album auf dem italienischen Label Ozky E-Sound, das wir 2014 im Rahmen unseres Festivals »Poesia Carnosa« aufgeführt haben. Dann wären da noch Musiker wie Julian Trushi und Bledar Boraki. In Tirana arbeiten viele immer noch sehr für sich. Auf der Biennale habe ich die bildenden Künstler Arba Bekteshi und Vangjush Vellahu kennengelernt, letzterer lebt in Berlin. Die Albanerinnen und Albaner sind wirklich über die ganze Welt verstreut. Die Malerin Anila Shapalaku lebt in Urbino. Haben Sie von der US-amerikanischen Popsängerin Bebe Rexha gehört? Tja, auch sie hat einen albanischen Hintergrund. Vielleicht sind wir alle ein wenig heimatlos.