Das Medium - Die Farbe Beige

Die Farbe Beige, Teil zwei

Kolumne Von

Heute müssen wir über beigefarbene Lackpumps reden. Was Menschen dazu bringt, Dinge herzustellen, anzupreisen oder zu kaufen, die rein objektiv nicht schön sind, wird vielleicht Gegenstand vieler Forschungen künftiger Generationen sein, vielleicht aber auch nicht, man weiß ja nie, wie die so drauf sind, die nach einem kommen. Man kann aber mit einer gewissen Verlässlichkeit davon ausgehen, dass sie keinesfalls das tun, was man von ihnen erwartet, weswegen es schön ist, dass man das eventuelle Elend eh nicht mehr mitbekommen wird.

Im Übrigen ist die Anzahl der modischen Vergehen der vergangenen Jahrzehnte natürlich unzählbar, beginnend mit Ballonmützen, selbstverständlich. Und Schulterpolstern, und dem ganzen anderen Kram, der das Betrachten älterer Familienfotos zu einer erheiternden Angelegenheit macht, was diejenigen, die sich damals so stolz in überdimensionierten Pullovern mit eben diesen Schulterpolstern und Leggings knipsen ließen, natürlich nicht ahnen konnten, ähnlich wie diese Hipster heute, deren erwachsene Kinder und Enkel später ihre Facebook-Freunde mit ausgewählten Bildern ihrer Vorfahren erheitern werden. Außer es gibt dann kein Facebook mehr, natürlich, aber sicher wird zum Ausgleich etwas Ähnliches erfunden werden.

Jedenfalls: beige Lackpumps. Zum Thema Beige hatte ich vor Jahren in dieser Zeitung eigentlich schon alles gesagt, was es zu sagen gibt, inklusive dass Dinge in beigem Lack immer aus­sehen wie totes poliertes Schwein, außer sie sind alt, dann sehen sie aus wie totes faltiges poliertes Schwein, was auch für Pumps gilt, weswegen man sich, wenn man sie schon kauft, doch bitte davor hüten möge, sie in Kameras zu halten, außer man möchte wirklich partout künftige Generationen erheitern.