»Klare Haltung zu Antisemitismus«
Wann haben Sie von Beuths Antisemitismus erfahren und welche Gedanken gingen Ihnen daraufhin durch den Kopf?
Das war im Mai 2018 nach dem Erscheinen der Edition der Bundeszentrale für politische Bildung von Achim Bühls Buch »Rassismus«. Ich war schockiert, mir war nichts davon zuvor bekannt gewesen. In unserem internationalen multimedialen Studienprojekt »Necropolis-Project« arbeite ich auch mit jüdischen Studierenden zusammen. Durch ihre Familiengeschichten wird mir immer wieder bewusst, dass die Shoah nichts Abgeschlossenes ist, sondern nach wie vor viele jüdische Biographien prägt. Gerade vor diesem Hintergrund finde ich es sehr bedenklich, dass diese Hochschule den Namen eines Antisemiten trägt.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Debatte seit der Podiumsdiskussion zu Beuths Antisemitismus vergangenen Juni?
Seitdem ist viel passiert, wenn auch in manchen Bereichen weniger, als ich erwartet hätte. Auf der einen Seite wird Beuths Antisemitismus durch die Altpräsidenten Thümer und Ackermann in Frage gestellt und dadurch sind einige Hochschulmitglieder verunsichert. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Entwicklungen. Ich begrüße das Symposium in der vergangenen Woche und die klare Haltung der Studierenden. Es ist jedoch irritierend, dass Achim Bühl als anerkannter Rassismusforscher auf dem Symposium keinen Vortrag halten konnte.
Für wie wahrscheinlich halten Sie zu diesem Zeitpunkt die Umbenennung?
Das kann ich nur schwer einschätzen. Viele sind alarmiert. Leider sind nun zum Semesterende viele Studierende und Kollegen im Klausur- und Abgabestress. Ich hoffe natürlich, dass die Hochschule umbenannt wird. Es geht jedoch um mehr als um den Namen »Beuth«, es geht um eine klare Haltung zu Antisemitismus, gerade hier in Berlin.