Razzia beim Club »Mensch Meier« in Berlin

»Plötzlich mit der Schusswaffe bedroht«

Der Berliner Club »Mensch Meier« wurde vergangenes Wochenende von Polizisten gestürmt. Im Small Talk berichtet eine Sprecherin.

Der Berliner Clubs »Mensch Meier« erhielt am vergangenes Wochenende unerwarteten Besuch. Mehrere Personen in Zivilkleidung stürmten den Angaben der Betreiber zufolge Samstag gegen 20.30 Uhr den ­Eingangsbereich und bedrängten das anwesende Sicherheitspersonal, das sich ins Kassenhäuschen flüchtete und Gegenwehr leistete. Daraufhin stürmten Polizisten einer Einsatzhundertschaft den Ort. Die Beamten trieben alle im Club anwesenden Personen gewaltsam und teils mit gezogenen Schuss­waffen in einem Raum zusammen. Erst auf mehrmalige Nachfragen gaben Beamte an, dass es sich bei dem Einsatz um eine Zollkontrolle mit Unterstützung der Polizei handele. Polizeiangaben zufolge war auch ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) an der Razzia beteiligt. Eine Sprecherin des »Mensch Meier« hat der Jungle World Auskunft über die Vorgänge gegeben.
 

Wurden Mitarbeiter des »Mensch Meier« im Zuge der Razzia verletzt?
Unsere Mitarbeiter wurden rabiat zu Boden gebracht und dort fixiert, dabei haben sich manche körperliche Verletzungen zugezogen. Die psychischen Folgen sind noch nicht abzusehen. Denn von un­bekannten Personen plötzlich mit der Schusswaffe bedroht zu werden, muss man ja erst einmal verarbeiten.

Auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgte der Polizeieinsatz?
Uns wurde mitgeteilt, dass ein Verdacht auf Schwarzarbeit bestanden habe. Die Beamten sind allerdings unverrichteter Dinge abgezogen.

Hat die Polizei Gründe dafür angegeben, warum Beamte bei einer Razzia wegen mutmaßlicher Schwarzarbeit mit gezogenen Schusswaffen vorgingen?
Auf die Antwort auf diese Frage warten wir noch. Sollte das eine routinemäßige Zollkontrolle wegen des Verdachts der Schwarzarbeit gewesen sein, dann ist der Einsatz einer ganzen Hundertschaft und von gezogenen Schusswaffen doch äußerst fragwürdig.

Erwägen Sie rechtliche Schritte?
Das ist für uns noch nicht ganz überschaubar. Wir versuchen zurzeit noch zu klären, was genau aus welchen Gründen geschehen ist. Dann werden wir sehen. Allerdings haben wir von der Polizei bislang keine direkte Stellungnahme erhalten.

An dem fraglichen Abend sollte in Ihren Räumen die »Nacht der zivilen Seenotrettung« von »Sea Watch & Friends« stattfinden. Wegen der Razzia musste ein Teil der Veranstaltung entfallen. Wird er nachgeholt?
Wir sind mit den Veranstaltern des Abends in regem Kontakt und werden schauen, wie wir die Sache aufarbeiten. In welcher Form, wissen wir allerdings noch nicht.

Das Bündnis »Reclaim Club Culture« hat sich mittlerweile mit dem »Mensch Meier« solidarisiert. Kommen Razzien wegen Schwarzarbeit in Berliner Clubs häufiger vor?
In der Regel nicht. Die Berliner »Clubcommission« hat sich schon vor vielen Jahren dafür eingesetzt, dass Razzien in der Clubszene nicht mehr in solchen Formen stattfinden. Das hat sich politisch durch­gesetzt und die Zahl der Razzien wurde eingedämmt. Einen Fall wie unseren gab es schon lange nicht mehr.