Erfolg für Umweltschützer in Kenia

Pfeift auf die Kohle

Seite 2 – Ein ambitioniertes Projekt

Das Urteil ist auch deshalb ein besonderer Teilerfolg, weil Umweltschützer und Menschenrechtler in Kenia wenig Vertrauen in die Justiz haben. Prozesse sind oft langwierig, werden verschleppt oder Urteile am Ende umgangen. Tatsächlich mussten Umweltschützer und Kraftwerksgegner gegen große Widerstände angehen. Erst im Mai 2018 waren zwei Mitglieder von Save Lamu und der Lamu Youth Alliance (Bündnis der Jugend Lamus) wegen Anstachelung zum Protest festgenommen worden. Lokale Politiker und ­Parlamentsvertreter warben mit teils populistischen Parolen für das Projekt und betonten die sozialen Begleitprogramme wie Wassertanks und Ausbildungsinitiativen, die von Amu Power in Aussicht gestellt wurden. Presseberichten zufolge beschwerten sich auch einige Bauern, denen Entschädigungen für ihr Land versprochen worden waren. Sie wollen endlich Klarheit.

»Mehr Kohle wird die Armut verschärfen.«

Erst im Mai hatte Amu Power mitgeteilt, mit dem US-amerikanischen Mischkonzern General Electric (GE) einen Vertrag über rund 450 Millionen US-Dollar abgeschlossen zu haben, um das Kohlekraftwerk in Lamu nach neuesten Standards zu bauen und zu warten. Doch der Versuch, mit diesem Geschäft die geplante Kohleverstromung als modern, nachhaltig und hocheffizient zu präsentieren, scheiterte.

Save Lamu und Decoalonize wollen mit ihrer Kampagne erreichen, dass der fossile Energieträger Kohle im Boden bleibt. Ein hochgestecktes Ziel in Anbetracht der Projektpläne, denn neben dem Kohlekraftwerk in Lamu ist ein anliegender Tiefseehafen mit 32 Ankerplätzen geplant – unter anderem für den Umschlag von Rohöl –, der mit Strom aus dem Kraftwerk versorgt werden soll. Das ambitionierte Projekt soll Kenia bis 2030 zu einem Schwellenland mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen machen.