Klimaschützer protestieren gegen den Import von Steinkohle

Der Kohle Steine in den Weg legen

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In der russischen Region Sibirien sieht es nicht viel besser aus. Im Steinkohlerevier Kusbass in Südsibirien sind nach Angaben des »Coal Action Network« mittlerweile knapp 94 Prozent der Trinkwasservorräte vergiftet. Die Zahl der Krebs- und Lungenerkrankungen steigt, die Lebenserwartung in der Kohleregion ist drei bis vier Jahre niedriger als im russischen Durchschnitt. Das liegt auch an der Abbaumethode: Die Kohle wird aus dem Boden gesprengt. Der dabei entstehende Staub verteilt sich über die umliegenden Siedlungen. Wegen der Kriminalisierung der Proteste gegen die Kohleförderung in Russland floh Alexandra Korolewa, die Direktorin der NGO Ecodefense, Anfang des Jahres nach Deutschland und beantragte Asyl. Sie fordert: »Die Menschen hier müssen handeln und von der deutschen Regierung fordern, sofort aus der Kohle auszusteigen. Die Importe aus Russland müssen beendet werden.«

Die ersten Adressaten solcher Forderungen wären die deutschen Steinkohleimporteure. Die geben sich wortgewaltig, wenn es um Importkohle geht. RWE etwa teilt mit, dass man auf die »möglichst umweltgerechte und sozialverträgliche Bereitstellung« der Kohle achte. Dafür habe der Konzern 2012 die Initiative »Better Coal« mitgegründet. Der Zusammenschluss von Kohlekonzernen arbeite an der »kontinuierlichen Verbesserung der Bedingungen, unter denen Steinkohle gefördert wird«.

Sebastian Rötters von der NGO Urgewald sieht das kritisch. RWE verstecke sich hinter »Better Coal«, sagt er. Die Berichte über Überprüfungen, sogenannte Audits, bei den Kohleproduzenten seien viel zu vage. Selbst wenn sich zeige, dass Standards nicht eingehalten werden, habe dies keine Konsequenzen. »Die Kohleimporteure übernehmen keine Verantwortung für ihre Lieferketten«, so Rötters. Konzerne wie RWE oder der Stadtwerkezusammenschluss Steag könnten vergleichsweise einfach dazu gebracht werden, sind doch zahlreiche Städte an ihnen beteiligt. Doch weder die »Fair Trade City« Dortmund noch Essen, das 2017 »Grüne Hauptstadt« Europas war, haben sich bislang dazu geäußert, ob und wie sie auf diese Konzerne einwirken wollen, um die Einfuhr dreckiger und unter unmenschlichen Bedingungen geförderter Steinkohle zu beenden.