Jan Marot hat im Sultanat Oman zwischen Prachtbauten nach Regimekritik gesucht

Opulenz und Ohnmacht

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Im weltweiten Ranking der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) liegt der Oman auf Platz 132 von 180 Ländern. Telefone von Aktivisten, Oppositionellen und Jour­nalisten werden abgehört, soziale Medien überwacht, Webinhalte gezielt geblockt, Kritiker – allen voran Blogger – mundtot gemacht, Facebook- und Twitter-Accounts gekapert. Der von Mohamed Fasari betriebene Blog Muwatin (Bürger), der kritisch über den Sultan berichtete, wurde blockiert. ROG hostet den Blog aber seit 2018, so gelangen oppositionelle Ansichten an die internationale Öffentlichkeit. Protestbilder, die im Oman blockiert werden, verbreiten sich meist über Twitter und Auslandsmedien.

Zweiklassengesellschaft

Die Arbeitslosigkeit macht vielen Omanis zu schaffen. »Mein Sohn findet keine Arbeit, und Langweile ist mit Mitte 20 nicht gut für die Jugend«, sagt Salah* aus Maskat, auch wenn er Verständnis für die nach omanischen Maßstäben rebellische Kleidung seines Sohnes zeigt, der sich modisch an den Rastafari orientiert. »Wir waren alle einmal jung, nicht?« sagt der über 50jährige. Salah kleidet sich eher traditionell. Er trägt eine knöchellange, langärmlige weiße Dishdasha, eine typische Männerbekleidung, das Nationalsymbol, die Kumma, auf dem Kopf und einem In Khanjar, einen kunstvollen Krummdolch, als Accessoire an der Hüfte. Er sei im Immobiliengeschäft tätig, baue derzeit in Maskat einige Villen. Geldsorgen habe er nicht, betont er. »Aber jeder Omani muss einer Arbeit nachgehen. Es geht nicht nur ums Geldverdienen, es geht um Charakterbildung.«

Ein Studienabschluss ist keineswegs eine Jobgarantie. Um zumindest etwas zu verdienen, fahren viele Absolventen Taxi oder arbeiten in Cafés und Restaurants internationaler Ketten. Auf den Baustellen arbeiten meist indische Gastarbeiter, rund zwei Millionen dieser Arbeiter sind in diesem Niedriglohnsektor der Privatwirtschaft beschäftigt. Indische Einwanderer leisten Schwerarbeit in der brütenden Hitze von Maskat. Sie pflegen in der Mittagshitze die Gärten vor den Moscheen, arbeiten unter der sengenden Sonne auf den zahllosen Baustellen landesweit. Sie tragen oft ausgelatschte Flipflops, zerfetzte Hosen und Hemden, und ­leben in slumähnlichen Wellblechbarracken abseits der gängigen Touristenpfade von Salala – Armut, die man sonst im Oman kaum sieht.