Caroline Polacheks Soloalbum »Pang«

Im Strudel der Zeiten

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Den Kampf um die Rückeroberung des Traums eröffnet das epische »Ocean of Tears«. »This is gonna be torture before it’s sublime«, kündigt Polachek an, Synthesizer und plötzlich einsetzende Staccato-Beats brechen über sie herein wie ein Orkan. Als sie singt »Show me the future«, wird ihr Gesang künstlich beschleunigt. Sie kann es kaum erwarten, zurückzukehren, bleibt aber in ihrer Eile hängen. Am Schluss bleibt ausgerechnet das Wort »future« auf seiner ersten Silbe stehen, wie eine alte CD (»Show me the fu-fu-fu-fu«).

Das Meer dient auf »Pang« als Metapher für eine Freiheit, die in ihrer Grenzenlosigkeit furchteinflößend wirkt. Im letzten Song des Albums überwindet Polachek diese Furcht. In »Parachute« fällt sie vor der Küste von Los Angeles ins Wasser und bemerkt über sich einen Fallschirm, der sie nach einem Windstoß so weit übers Meer trägt, dass sie unmöglich an die Küste schwimmen kann. Die Sicherheit des Fallschirms und die Freiheit des Ozeans stehen beide für das Versprechens von »The Gate« und Polachek zeigt sich bereit, diese Chance wahrzunehmen. »Go on, take me«, fordert sie, »it will feel like going home«. Doch da macht ihr eine unbekannte Kraft einen Strich durch die Rechnung und sie fliegt doch wieder auf die Küste zu. »What is this?«, fragt sie (ein Echo von »New Normal«), »pulling me back the other way? / To strip malls, highways, and treetops«. Sie landet sicher auf dem Boden, doch die Freiheit ist ihr einmal mehr entgangen. Ein paar Songs vorher hatte sich das schon in »Go as a Dream« angekündigt: »It’s slipping through my fists / Blurry at the edges / Leaving only legend«. Am Schluss bleibt die Legende, die in den Songs von »Pang« steckt, einem Album, auf dem sich Zukunft und Vergangenheit zu einer alternativen Gegenwart verbinden, die darauf verweist, was sein könnte. An den unscharfen Rändern der üppig geschmückten Klanglandschaften des Albums liegt die Klarheit einer Visionärin.

Caroline Polacheck: Pang (Perpetual Novice)