Marius Goldhorns lesenswerter Roman »Park«

Nichts tun im Internet

Platte Buch Von

Arnold hat »wenig Geld, aber genug, um nichts zu tun«. Meistens hängt er rum und surft ziellos im Internet. Doch weil er Odile wiedersehen will, reist er erst nach Paris und dann nach Athen. IPhone und MacBook hat er immer dabei. Während er einen Ted-Talk nach dem anderen schaut, wird in Paris ein Anschlag verübt und in Athen finden große Proteste statt, die das öffentliche Leben lahmlegen. Doch egal, wie nah er diesen Ereignissen ist – für Arnold bleiben sie seltsam unwirklich. Er lässt sich treiben, im Netz genauso wie im Offline-Leben. Das diffuse Gefühl, dass es ihm nicht gutgeht, bekommt er ebenso wenig zu fassen wie das, was um ihn herum passiert.

Marius Goldhorns Debüt »Park« ist ein typischer Poproman mit Markennamen-Dropping, Chat-Verläufen und genauer Angabe der Songs, die gerade gehört werden. Innovativ ist das 25 Jahre nach Christian Krachts »Faserland« nicht. Aber »Park« macht das, was die Popli­teratur am besten kann, ziemlich gut: den Blick auf den Alltag in der Gegenwart richten und nicht nur von dem erzählen, was als spannendes Erlebnis gilt. Goldhorn schreibt über die Zeit, die wir im Internet vertrödeln, von der Omnipräsenz des Smartphones und davon, wie die Realität durch den Filter des Virtuellen wahrgenommen wird– mit Algorithmen den persönlichen Vorlieben angepasst. Ohne zu moralisieren, gelingt es ihm, ein treffendes und nicht selten ernüchterndes Bild einer vom Virtuellen geprägten Existenz zu zeichnen. Manchmal blitzt das reale Leben durch, etwa in den Schilderungen des Viertels Exarchia in Athen: »Obwohl die Häuser des Stadtteils noch umkämpft waren, waren die Touristen schon da und (…) die Wohnungen der Hausbesetzer wurden direkt zu Airbnb-Wohnungen umfunktioniert.«

Es macht Spaß, Arnold auf seiner Reise zu folgen und dabei die Musik anzuspielen, die er unterwegs hört. An der Lebensrealität der meisten geht seine Geschichte wohl dennoch vorbei. Denn wer hat schon genug Geld, »um nichts zu tun«?

Marius Goldhorn: Park. Suhrkamp, Berlin 2020, 179 Seiten, 14 Euro