Interview mit Gérard Biard, dem Chefredakteur von Charlie Hebdo

»Wir führen diesen Kampf nicht, um ihn zu verlieren«

Die Mohammed-Karikaturen der französischen Satirezeitung »Charlie Hebdo« sind zum Symbol der Kunstfreiheit geworden. Chefredakteur Gérard Biard erklärt, warum er weiterhin lieber Religionskritik übt, statt Tomaten in Südfrankreich zu züchten. Entschieden kritisiert Biard auch die »neuartige Zensur« durch linke Gruppierungen.

Am 17. Januar 2015 wurde die ­Redaktion von »Charlie Hebdo« von Islamisten angegriffen. Acht Ihrer Redaktionskollegen wurden ermordet. Sie hielten sich zu diesem Zeitpunkt in London auf. Wie haben Sie damals von dem Anschlag erfahren?

Mein Handy hörte nicht auf zu klingeln. Ich bekam unzählige Telefonanrufe, hauptsächlich von Journalisten, die von mir wissen wollten, was passiert war, obwohl ich ja selbst nichts wusste. Ich habe daraufhin versucht herauszufinden, wer verletzt und wer tot ist. Die ganze Situation war sehr chaotisch. Genaueres habe ich erst von der französischen Botschaft in London erfahren.

»Wenn uns die klassischen Konservativen bei den Themen Meinungs­freiheit und Laizismus unterstützen, ist das kein Problem. Allerdings müssen wir reagieren, wenn die extreme Rechte das macht und sich diese Themen aneignen will.«

Wie haben Sie es geschafft, nach dieser Katastrophe mit »Charlie Hebdo« weiterzumachen?

Am Anfang war das sehr schwierig. Es stand für mich aber zu keiner Zeit zur Debatte, nicht weiterzumachen. Das wäre einer Kapitulation vor der islamistischen Ideologie gleichgekommen. Es gab auch Redaktionsmitglieder, die aufgehört haben, was absolut verständlich ist. Letztlich ist es wenige Wochen nach dem Anschlag dennoch gelungen, wieder regelmäßig zu erscheinen. Nach und nach sind neue Kollegen dazugekommen, denn wir brauchten auch Mitarbeiter, die nicht diese beson­dere Last tragen müssen.

Wie muss man sich angesichts der anhaltenden terroristischen Bedrohung Ihre Arbeitsbedingungen vorstellen?

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