Im Gespräch mit Rita Bischof über ihre Beschäftigung mit Georges Bataille

»Die etablierte Linke fühlte sich aus ihrer dogmatischen Ruhe aufgestört«

In den späten siebziger Jahren übersetzte die Philosophin Rita Bischof mehrere Texte von Georges Bataille ins Deutsche. Im Gespräch erläutert sie ihre Beschäftigung mit Bataille und die Relevanz seines Werks für die politische Analyse der Gegenwart und vor allem für den Islam.
Interview Von

In Ihrer Dissertation »Souveränität und Subversion« von 1984 ist vermerkt, die Gegenwart scheine »noch weit davon entfernt, die Bedeutung eines Werkes wahrzunehmen, das aus der Anfechtung der beruhigenden Gewissheiten des abendländischen Denkens resultiert«. Fast 40 Jahre später ist George Bataille, um dessen »Theorie der Moderne« es Ihnen in der Dissertation ging, im deutschsprachigen Raum zwar deutlich bekannter, gleichwohl wird seine Bedeutung nach wie vor verkannt.

Meine Beschäftigung mit Bataille hat ihren ersten Niederschlag 1978 in dem Text »Der Gesichtspunkt, von dem aus gedacht wird« gefunden. Er entwirft im Grunde bereits das Programm, das ich dann in »Souveränität und Subversion« ausgearbeitet habe. Der Text war im Zusammenhang mit der Veröffentlichung zweier bedeutender Essays von Georges Bataille entstanden: »Die psychologische Struktur des Faschismus« und »Die Souveränität«, die wir – Elisabeth Lenk, Xenia Rajewsky und ich – ins Deutsche übersetzt haben, weil wir sie für politisch brisant hielten. Der schmale Band, der 1978 erschien, hat in der Tat einigen Staub aufgewirbelt, insbesondere bei der etablierten Linken, die sich aus ihrer dogmatischen Ruhe aufgestört fühlte. Es gab auch einen Raubdruck, sogar mit meinem Nachwort, was ausgesprochen unüblich war: Man druckte gewöhnlich nur die begehrten Texte nach.

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