Im Madrider Armenviertel Cañada Real ist der Strom abgestellt

Ohne Strom im Sektor 6

Vor mehr als fünf Monaten wurde im Madrider Slum- und Armenviertel Cañada Real fast einem Drittel der 18 000 Bewohner die Stromversorgung gekappt. Die Uno hat Spaniens Regierung seitdem mehrfach zur Wahrung der Menschenrechte in dem Viertel ermahnt.
Reportage Von

Die Cañada Real gilt als Europas größter Slum. Sie liegt im Süden von Madrid, zwischen den Vororten Rivas-Vaciamadrid und Coslada – genau im geographischen Mittelpunkt Spaniens, und keine 20 Kilometer Luftlinie vom zentralen Madrider Platz Puerta del Sol entfernt. Als Cañadas Reales bezeichnet man eigentlich traditionelle Routen für den Viehtrieb, von denen eine hier ­verlief. Nun erstreckt sich hier über eine Länge von fast 14 Kilometern und eine Breite von nicht mehr als 100 Metern eine Siedlung illegal errichteter Häuser.

Einzelne sind regelrechte Villen, viele in gutem Zustand, aber die meisten sind nur behelfsmäßig zusammengezimmerten Hütten, teils mit Wellblechdächern; hinzu kommen ausrangierte Wohnwagen und sogar Discounter-Campingzelte. Nach dem jüng­sten Zensus von 2018 leben in dem in sechs Sektoren aufgeteilten Gebiet knapp 18 000 Menschen, darunter mehr als 4 000 Kinder, über 30 verschiedener Nationalitäten.

Ständiges Anzapfen von Stromleitungen für illegale Cannabisplantagen soll der Grund für die Abschaltung des Stroms gewesen sein.

Bereits seit Oktober 2020 muss knapp ein Drittel der Einwohner ohne Strom auskommen. Betroffen sind die Sektoren 5 und 6. Es riecht hier streng nach verbranntem Plastik, alles mögliche wird genutzt, um sich jetzt, Ende Februar, warmzuhalten. Die Tiefsttemperaturen liegen noch immer um die fünf Grad, gerade fegt ein eisiger Wind über die zentralspanische Hochebene. Mittlerweile hat dennoch die Mandelblüte eingesetzt; die Blüten sind die ersten Frühlingsboten. Noch Mitte Januar lag Zentralspanien wegen des polaren Sturmtiefs Filomena wochenlang unter einer dicken Schneedecke, mit nächtlichen Tiefsttemperaturen deutlich unter minus zehn Grad.

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