Kinder wehren sich gegen »Mommyblogs«

Big Mommy will nicht löschen

Viele Eltern verstoßen in ihren Blogs gegen die digitale Selbstbestimmung ihrer Kinder. Wenn diese älter werden, suchen einige von ihnen nach Wegen, der Dokumentation ihres Lebens zu entkommen.

Sie posten lachende Kinder mit bekleckerten Shirts, sprechen über Kinderkrankheiten und teilen inszenierte Familienfotos: Blogs von Eltern über ihr Familienleben werden etwas abschätzig als »Mommyblogs« bezeichnet. Sie sind ein Identifikationsangebot und dienen vor allem Müttern zur Vernetzung untereinander. Das geben die Betreiberinnen dieser Blogs zumindest vor. Deren Kinder finden das allerdings später unter Umständen eher belastend. Die geschlechtlich nichtbinäre Tiktok nutzende Person Throughandlou veröffentlichte kürzlich eine emotionale Stellungnahme darüber, wie es sich anfühlte, das Kind einer Mommybloggerin zu sein. Es habe ein dauerhaftes Gefühl gegeben, »on« zu sein, und keinerlei Privatsphäre.

Elternblogs haben das Potential, das narzisstische Angebot der Mutter- und Elternschaft mit dem des Internets zu vereinen.

Die sozialen Medien beruhten auf dem Prinzip der Offenlegung, des Teilens von Daten und der Überwachbarkeit, schreibt die Erziehungswissenschaftlerin Nadia Kutscher in einem kürzlich erschienenen Aufsatz. »So eröffnet auch das Internet neue Räume und Formen des Selbstausdrucks. Es bietet dabei erweiterte Optionen für die verschiedenen Akteur*innen in Bezug auf Information, Kommunikation, Beteiligung und Selbstdarstellung«, so Kutscher. Mit dieser Digitalisierung seien ambivalente Potentiale verbunden. Soziale Medien böten nicht nur die Möglichkeit des Selbstausdrucks und der Vernetzung, sondern könnten auch Normen verstärken, so Kutscher. Nutzerinnen und Nutzer wögen deshalb ständig ab, wem wie Zugang zu Informationen über die eigene Person und im Falle von Elternblogs auch zu Informationen über die eigene Familie gewährt wird.

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