Der katalanische Bildungsminister Josep González i Cambray mag keinen Unterricht auf Spanisch

Kampf auf Katalanisch

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Das ging ihm dann offenbar doch zu weit. »Wir werden immer das Zusammenleben verteidigen und dass Schulen neutrale Räume sind (…). Wir verurteilen jede Art von Bedrohung und Gewalt«, sagte Josep González i Cambray, der Bildungsminister der katalanischen Regionalregierung, am 9. Dezember bei seinem Besuch an der Schule Turó del Drac in Canet de Mar in der Provinz Barcelona. An dieser Schule waren ein Schüler und ­seine Eltern bedroht worden, weil die Familie darauf bestanden hatte, dass, wie rechtlich vorgesehen, ein Viertel des Unterrichts auf Spanisch stattfindet. Medienberichten zufolge soll deswegen in Tweets dazu aufgerufen worden sein, das Haus der Familie anzugreifen und den Jungen in der Schule zu isolieren. Am Tag nach dem Besuch des Bildungsministers an der Schule demonstrierten Hunderte Menschen in Canet de Mar gegen die Sprachpolitik, die das Katalanische »auslöschen« wolle. Im November hatte der Oberste Gerichtshof in Madrid ein früheres Urteil des Obersten Gerichtshofs von Katalonien (TSJC) bestätigt, das vorsieht, mindestens 25 Prozent des Unterrichts an Schulen in Katalonien in Spanisch abzuhalten. Neutral ist González i Cambray in dieser Frage keineswegs, er ist selbst ein erbitterter Gegner dieser Vorschrift. Als einen »weiteren unerträglichen und von uns abgelehnten Angriff auf das katalanische Schulmodell, das erfolgreich ist und sozialen Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Chancengleichheit garantiert«, hatte er das jüngste Gerichtsurteil bezeichnet. Für den sozialen Zusammenhalt tut er auch selbst ­einiges: In einem Schreiben an katalanische Lehrkräfte hatte er diese aufgefordert, das Gerichtsurteil zu missachten. Dafür wurde er von einer Vereinigung angezeigt, die sich für die spanische Sprache einsetzt. Das Katalanische war während der Franco-Diktatur tatsächlich unterdrückt worden, in den vergangenen Jahrzehnten wurde es aber stark gefördert, am Aussterben ist es keineswegs. Und die Chancengleichheit katalanischer Schülerinnen und Schüler würde es wohl unter anderem erhöhen, wenn sie sich auch außerhalb der Region sicher verständigen können. Für González i Cambray, seine linksnationalistische Partei ERC und andere katalanische Separatisten bleibt die Sprachpolitik ein wichtiges Schlachtfeld.