Die Weltlage erfordert noch mehr Marienkäfergeschichten

Immer mit der Ruhe

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Gerade noch über Blümchen und Marienkäferchen, Schmetterlinge und Vögelchen geschrieben, und nun kann man schon russische Panzer anhand ihrer Silhouette voneinander unterscheiden, weiß, wie ein optimal aufgebauter Militärkonvoi auszusehen hat, und kennt die Namen von Bürgermeistern ukrainischer Städte, von denen man vor kurzem nicht einmal ahnte, dass sie existieren.

Und man hat außerdem eine sehr interessante Leseliste voller pensionierter finnischer und skandinavischer Militärs und Osint-Experten angelegt, die alle ein ganz großer Vorteil eint: Sie sind gleichermaßen maulfaul wie kompetent und sarkastisch. Und unterhalten sich ausschließlich miteinander, wobei man zugucken oder mitlesen kann und sehr, sehr viel über ­Zivilverteidigung und Strategien lernt. Alle diese Leute lassen sich im Gegensatz zu den üblichen Twitter-Usern nur aus der Ruhe bringen, wenn es wirklich notwendig ist; stellt man sie sich wie kleine idyllische Inseln inmitten eines unablässig in höchster Lautstärke tosenden Meers vor, liegt man nicht ganz falsch.

Drumherum toben Befindlichkeiten und Weltsichten, denn natürlich ist es undenkbar, einfach nur Informationen auszutauschen und auszuwerten und die Berichte von Ukrainern und Ukrainerinnen zu lesen. Mit anderen Worten: Es ist noch unaushaltbarer als sonst schon, weswegen wir nun wieder zu den Blümchen, Vögelchen, Schmetterlingen und dem kleinen Marienkäfer kommen. Letzterer war zuletzt in eine Zukunft voller Marienkäferglück davongeflogen und dort auch, rechtzeitig bevor die Dunkelheit einsetzte, angekommen. Und nun wohnt er auf einer sehr beschaulichen Wiese, gleich neben einer alten Weide und vielen bunten Blümchen, und hat sich schon sehr gut eingelebt. Alles da, was man so braucht als Marienkäferchen, gut, die Vögelchen stehen extrem früh auf und könnten echt ­etwas leiser zwitschern, aber man kann nicht alles haben.