Das Ende des Zeitalters der Sekurität
Es war kurz vor Weihnachten 1991, die Schlagzeile des Wiesbadener Kuriers lautete: »Die UdSSR existiert nicht mehr.« Ich habe die Zeitungsseite aufbewahrt, als historisches Souvenir. Es war absurd ruhig da draußen. Dem Einholen der roten Fahne über dem Kreml folgte – nichts. Jedenfalls nicht in Westdeutschland. Nach über sieben Jahrzehnten war die Sowjetunion einfach weg, über Nacht von der politischen Landkarte verschwunden.
Einigen Lärm hatte es allerdings zu Beginn des Jahres 1991 gegeben, immerhin war ein richtiger Krieg ausgebrochen, und in Deutschland fühlte man sich quasi mit angegriffen. Aber das hatte mit dem Zerfall der Sowjetunion direkt schon gar nichts mehr zu tun. Vor der Lindsey Air Station in Wiesbaden standen Mütter mit Kinderwagen und brüllten »Kein Blut für Öl«, und hinter dem Zaun stand ein US-Soldat als Wachposten und presste mit sichtbarer Wut immer wieder »Nazis, Nazis« hervor. Nachts, beim Kriegsausbruch, läuteten dann die Glocken der besetzen Ringkirche und vor dem Altar standen im Dämmerlicht autonome Veteranen der Schlachten um die Frankfurter Startbahn schluchzend um ein Radio, das die Bombardierung Bagdads vermeldete. Dem Zweiten Golfkrieg folgte 2003 bekanntermaßen der Dritte; und auch beim Krieg im Irak gab es hierzulande das Gefühl, dass Deutschland mit angegriffen werde. Und ein Kanzler namens Gerhard Schröder, der später Handelsvertreter für russisches Erdgas werden sollte, war der größte Kriegsgegner von allen.
Vor der Lindsey Air Station in Wiesbaden standen Mütter mit Kinderwagen und brüllten »Kein Blut für Öl«, und hinter dem Zaun stand ein US-Soldat als Wachposten und presste mit sichtbarer Wut immer wieder »Nazis, Nazis« hervor.
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