Imprint: Der Aufstieg des US-amerikanischen Radiopriesters Charles Coughlin

Hassprediger Gottes

Der rasante Aufstieg des US-amerikanischen Radiopriesters Father Charles Coughlin (1891–1979) weist viele Aspekte auf, die auch gegenwärtig in Gesellschaft und Politik, nicht nur in den USA, eine Rolle spielen: die Nutzung neuer Medien für die Verbreitung von »alternativen Fakten« und Verschwörungstheorien, der Erfolg populistischer Versprechungen, Narzissmus, Demagogie und Gewinnstreben. Auszug aus der biographischen Studie »Hassprediger Gottes« über einen prominenten Vertreter der US-amerikanischen religiösen Rechten, dem jeden Sonntag bis zu 40 Millionen Menschen lauschten.
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Auf die Idee zu kommen, religiöse Programme im Radio zu senden oder vielleicht sogar eine »Radio-Kirche« zu gründen, war die eine Sache; die konkrete Umsetzung eines solchen damals noch recht unkonventionellen Plans aber eine ganz andere, ungleich schwierigere. Bei der Realisierung seiner unausgegorenen Radiopläne kam Father Coughlin die ­Bekanntschaft mit Leo Fitzpatrick zugute, einem irischstämmigen ­Katholiken, der als Detroiter Manager der Radiostation WJR (so das call sign) arbeitete. Der 1922 gegründete Sender, der sich als »The Goodwill Station« zu bezeichnen pflegte und zeitweise, zur Unterstreichung seiner Unabhängigkeit, mit einer Figur namens »Free Speech ›Mike‹« warb, finanzierte sich ausschließlich aus Werbeeinnahmen. Da sich der Sender jedoch als wenig profitabel erwies, wurde er schließlich 1925 – für die Entwicklung der Radiosender in den USA durchaus typisch – von seinem Hauptwerbekunden, dem Autohändler George »Dick« Richards und dessen Bruder aufgekauft. Die Brüder zählten später zu den Titanen der US-amerikanischen Radiobranche. Seit der Übernahme durch das Verkaufsgenie »Dick« Richards war es mit dem Sender steil bergauf gegangen. Fitzpatrick hatte sich für Coughlins Idee sofort aufgeschlossen gezeigt und umgehend mit seinem neuen Chef darüber gesprochen. Beide schätzten die Erfolgschancen in einer damals überwiegend von Katholiken bewohnten Großstadt wie Detroit als recht gut ein. Um sich selbst einen Eindruck von den rhetorischen Qualitäten des Reverend zu verschaffen, besuchte »Dick« einige Sonntage hintereinander Coughlins Gottesdienste. Er war von dessen Predigten so beeindruckt, dass er – obwohl kein Katholik – von nun an fast jeden Sonntag daran teilnahm und sich auch gerne bereit erklärte, probeweise einige religiöse Sendungen des Pfarrers im Radio übertragen zu lassen.

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