Samba si, Arbeit no
Im Mittelpunkt der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsidee steht die Arbeit. Sie prägt das Selbstbild des »schaffenden« Deutschen. Dieses ist zutiefst antisemitisch, weil es »den Juden«, der nicht »schafft«, sondern »rafft«, der nicht für die Volksgemeinschaft, sondern eigennützig für sich arbeitet, als Gegenfigur konstruiert und benötigt. Es mag irritieren, aber der Nationalsozialismus sollte auch heute noch den negativen Ausgangspunkt bilden, von dem aus eine kritische Theorie der Arbeit zu entwickeln wäre. Denn die Arbeitsauffassung des NS ist das genaue Gegenteil einer kritischen, emanzipatorischen Theorie der Arbeit und prägt das deutsche Verständnis von Arbeit bis in die Gegenwart. Bisher richtet sich Arbeitskritik jedoch vor allem am Neoliberalismus aus.
Ausgehend vom nationalsozialistischen Arbeitsverständnis ergeben sich drei Bezugspunkte für eine emanzipatorische Arbeitskritik: die »Nichtarbeit«, die Forderung nach anderer Arbeit sowie die Frage nach dem Verhältnis von Leiden und Widerstand zu Arbeit.
Paul Lafargue forderte 1883 das Recht auf Faulheit, die Berliner Initiative der »Glücklichen Arbeitslosen« kreierte um die Jahrtausendwende die Figur des Müßiggangsters.
Karl Marx hat einen kategorischen Imperativ formuliert, demnach alle Verhältnisse umzuwerfen seien, in denen der Mensch »ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«. Arbeitsverhältnisse sind viel zu oft solche Verhältnisse. Die Kritische Theorie hat sich dieses Imperativs angenommen.
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