Ein Gespräch mit dem Historiker Krzysztof Ruchniewicz über die Reparationsforderungen

»Von Wiedergutmachung ist nicht die Rede«

Die Ablehnung der polnischen Reparationsforderungen durch Deutschland bezeichnet der Historiker Krzysztof Ruchniewicz als korrekt. Er warnt davor, alte Feindschaften zu reaktivieren und plädiert für die Weiterführung gemeinsamer Gedenk- und Aufklärungsarbeit.
Interview Von

Macht es sich der deutsche Staat zu einfach, wenn er die polnischen Reparationsforderungen unter Verweis auf Verzichtserklärungen und den Zwei-plus-Vier-Vertrag als haltlos und völkerrechtlich abschließend beantwortet ablehnt?

Das glaube ich nicht. Das ist eine Haltung, die sich aus früheren polnischen Entscheidungen ergibt. Polen hat 1953 auf Reparationszahlungen von Deutschland verzichtet und bekam Sachleistungen aus der sogenannten Ostmasse, also den der UdSSR zugeteilten Repara­tionen. Im Gegenzug verpflichtete sich Polen, Kohle zu Vorzugspreisen an die UdSSR zu liefern. In der Praxis bedeutete dies, dass die Preise unter den Förderkosten lagen. Einer der Gründe, aus denen die Volksrepublik Polen auf weitere Reparationen verzichtete, war das Kohleabkommen, ein anderer war, der ruinierten DDR-Wirtschaft zu helfen.

»In der derzeitigen, von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) aus­­ge­lösten Debatte stehen die noch lebenden Opfer des ›Dritten Reichs‹ und ihre heutige Situation nicht im Mittelpunkt.«

Natürlich darf der politische Kontext dieser Jahre nicht vergessen werden. Polen hatte als Teil des Ostblocks, der Moskau unterstellt war, nur sehr begrenzte Möglichkeiten, auf der internationalen Bühne Einfluss zu nehmen. Spätere Regierungen bekräftigten den Verzicht auf Reparationen, die eine Verpflichtung von Staat zu Staat darstellen, während sie ihre Bemühungen, von der BRD Wiedergutmachung für bestimmte Opfergruppen von Bürgern zu erhalten, nicht aufgaben. Die DDR sah sich ja nicht als Rechtsnachfol­gerin des »Dritten Reichs«.

Stellt Polen mit den Reparationsforderungen die Anerkennung der polnischen Grenzen durch Deutschland in Frage, wie von Klaus Bachmann in der »Berliner Zeitung« behauptet?

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