Die Internetplattform Kiwi Farms ist gelöscht worden

Transfeindliche Kiwis

Das Internet-Forum Kiwi Farms ist kürzlich gelöscht worden. Über die Website haben Stalker und Trolle gezielte Mobbing-Kampagnen ver­abredet. Insbesondere transgeschlechtliche Personen wurden oft zur Zielscheibe.
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Als der Streamer »Drachenlord«, bürgerlich Rainer Winkler, im Herbst 2021 zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, dürften die Zeitungen einige Not gehabt haben, ihren Lesern zu erklären, was da zuvor genau vorgefallen war. Jahrelang belagerten Menschen das Haus Winklers, schickten ihm Drohnachrichten oder gaben Bestellungen in seinem Namen auf. Die Auseinandersetzungen wurden irgendwann gewalttätig, und Winkler musste sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten.

Der Fall irritiert, weil er in gängigen politischen Kategorien schwer fassbar ist. Was motivierte die Mobber Winklers, unwahrscheinliche Mühen und Kosten auf sich zu nehmen, um diesem Mann das Leben zur Hölle zu machen? Welchen psychischen Gewinn wirft diese Obsession ab? Ein genauerer Blick auf diese Form des Online-Stalkings lässt die Unterscheidung zwischen politischem und unpolitischem Hass verschwimmen. Ordnen sich die Einzelnen auch nicht einer politischen Gruppierung zu, bilden sie in ihrer Gesamtheit doch ein dezentrales Netzwerk, wobei gewisse Grundhaltungen typisch sind: die Feindseligkeit gegenüber Außenseitern, Menschen mit psychischen Problemen, sogenannten Devianten ist der ideologische Kitt einer ansonsten führungs- und programmlosen Gemeinschaft digitaler Gewalt.

Das Opfer sei schuld, provoziert zu haben, man selbst habe lediglich ein paar Posts abgesetzt, um »die Wahrheit« über dieses Opfer zutage zu bringen.

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