Der rechtsextreme brasilianische Politiker Roberto Jefferson schießt auf Polizisten

Granatenstarke Affären

Der ehemalige Kongressabgeordnete Roberto Jefferson war wegen der Verbreitung von antidemokratischer Agitation und Fehlinformationen bereits ein halbes Jahr in Hausarrest, als das Oberste Gericht Brasiliens entschied, dass er gegen dessen Auflagen wiederholt verstoßen hatte und festzunehmen sei. Ihm war unter anderem untersagt worden, sich auf Social-Media-Plattformen zu äußern, dennoch hatte er dort eine Richterin beleidigt. Als Polizisten am 24. Oktober anrückten, um Jefferson festzunehmen, beschoss sie der 69jährige mit einem Gewehr und Handgranaten und verletzte zwei Polizisten. Nach acht Stunden der Belagerung seines Hauses und Verhandlungen ergab er sich. Zuvor hatte er sich noch in einem geposteten Video gerechtfertigt: »Ich habe nicht geschossen, um jemanden zu treffen. Ich schoss aufs Auto und in deren Nähe.« Und weiter: »Sie waren zu viert, sie rannten weg, ich sagte: Steigt aus, denn ich werde euch kriegen. Ich gehe mit gutem Beispiel voran, ich hinterlasse meine Saat: Widersteht der Unterdrückung, widersteht der Tyrannei. Gott segne Brasilien.«

Roberto Jefferson wurde 1953 in Petrópolis, Rio de Janeiro, geboren. Früh begann er, sich in rechten Parteien zu engagieren. 1980 wurde er Mitglied des in der rechten Mitte angesiedelten Partido Trabalhista Brasileiro (Arbeiterpartei Brasiliens, PTB) und von 1983 bis 2005 saß er in der Abgeordnetenkammer. Bereits 1993 waren Bestechungsvorwürfe gegen ihn erhoben worden, 2005 war er in eine Korruptionsaffäre bei der staatlichen Post involviert. Er enthüllte Schmiergeldzahlungen an Abgeordnete durch den PT (Partido dos Trabalhadores, Partei der Arbeiter, PT). Der damalige Präsident Luiz Inácio »Lula« da Silva, ebenfalls PT, und jetziger Herausforderer im Wahlkampf, kam damals eher unbeschadet aus dem Skandal, während Jefferson für acht Jahre kein politisches Amt mehr ausüben durfte. 2016 kehrte er als Vorsitzender des PTB in die Politik zurück und unterstützte den rechten Präsidenten Jair Bolsonaro (Partido Liberal, Liberale Partei, PL), mit dem er die Faszination für Waffen teilt. Bolsonaro distanzierte sich nach der Attacke auf die Polizisten von Jefferson und behauptete, es gebe keine Bilder, die sie gemeinsam zeigen, was politische Gegner durch Beispiele widerlegten. Auch antisemitisch äußerte sich Jefferson 2021 auf Instagram: »Baal, die satanische Gottheit: Kanaaniter und Juden opferten Kinder, um seine Sympathie zu erhalten. Heute wiederholt sich Geschichte.«