In Martin Scorseses »Killers of the Flower Moon« geht es um eine Mordserie

Kino für Erwachsene

Martin Scorseses neues Epos »Killers of the Flower Moon« erzählt von mysteriösen Morden bei den zu Reichtum gekommenen Ureinwohnern von Osage County – dem historischen Optimismus seines ästhetischen Vorbilds John Ford will sich der Regisseur allerdings nicht anschließen.

Als die Lichter nach der Berliner Pressevorführung wieder angingen, sprach sich schnell herum, dass einige Kritiker schon nach der Hälfte des Films die Flucht ergriffen hatten. Sie waren von einem englischsprachigen Stadtmagazin gekommen und hatten sich – mit einem Fuß schon in der Tür des Foyers – entrüstet, Herr Scorsese möge doch bitte auf kürzere Einstellungen umstellen, das sei ja alles viel zu langsam geraten.

Sicher hat Martin Scorseses neuer Kinofilm »Killers of the Flower Moon« mit beinahe vier Stunden eine sagenhafte Laufzeit. Das macht ihn allerdings noch nicht zu einer Studie in Langsamkeit. Der Film entwirft vielmehr das Geschichtsbild einer Modernisierung im Mittleren Westen Amerikas, die auf faszinierende Weise von gegensätzlichen Tempi und Rhythmen bestimmt ist – und nicht zuletzt von wirtschaftlichen Machtgefällen, die sich ganz anders gestalten, als man erwarten würde.

Im Oklahoma der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entdeckt der Stamm der Osage, dass ihr Land über reichliche Ölvorkommen verfügt. Schnell setzt ein wirtschaftlicher Boom ein, perforieren skelettartige Fördertürme die weiten Ebenen und kommen die Native Americans zu historisch beispiellosem Reichtum.

Scorsese spannt das konflikt- und traumabeladene Verhältnis zwischen den weißen Siedlern und Ureinwohnern als sadomasochistischen Alptraum auf.

Dieser Wohlstand lockt weiße Glücksritter an, die sich zähneknirschend den Osage andienen müssen: als billige Arbeitskräfte, Handwerker, Unterhalter. Im Reservat Osage County nimmt der US-amerikanische Fortschritt in wunderbar kontrastierenden Bildern Fahrt auf: Gemächliche Eisenbahnen spucken Massen weißer Arbeiter am Bahnhof aus, von denen einige hernach die Osage in ihren rasanten Automobilen durch die Straßen chauffieren müssen. Junge Natives tanzen halbnackt durch sprudelnde Ölfontänen, während der Film im Hintergrund Rockmusik spielt.

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