19.10.2023
Die australische Journalistin Cheng Lei ist aus chinesischer Haft entlassen worden

Spionagefall gelöst

Die australische Journalistin Cheng Lei wurde von China freigelassen, nachdem sie mehr als drei Jahre wegen undurchsichtiger Spionagevorwürfe inhaftiert gewesen war. Die gebürtige Chinesin wanderte in jungen Jahren nach Australien aus. Später arbeitete sie jahrelang als Reporterin und war als Moderatorin für den staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV tätig, als sie im August 2020 auf dem Weg zur Arbeit festgenommen wurde. Chinesische Behörden behaupteten, sie sei im Mai 2020 von einer »ausländischen Organisation« kontaktiert worden und habe bei ihrer Arbeit gesammelte Staatsgeheimnisse an einen Agenten weitergegeben, worauf eine Strafe von fünf Jahren bis lebenslänglich stehen kann. Es wurden jedoch keine Einzelheiten bekanntgegeben, nie Beweise veröffentlicht, ihr Prozess fand hinter verschlossenen Türen statt. Nun hieß es, Cheng habe sich schuldig bekannt und sei zu 35 Monaten Haft verurteilt worden.

Ihre Verhaftung erfolgte zu einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen Australien und China angespannt waren, auch wegen Australiens Vorwürfen, China habe zu wenig zur Aufklärung der Ursachen der Covid-19-Pandemie unternommen. Im selben Jahr erhob China sehr hohe Zölle auf australische Waren. Australiens Premierminister Anthony Albanese bemüht sich seit seinem Amtsantritt im Mai 2022 um Entspannung, seitdem haben auch Exporte wieder zugenommen. Im September teilte er mit, er plane noch 2023 einen Besuch in China, den ersten eines australischen Staatsoberhaupts seit sieben Jahren.

Albanese sagte, Chengs Freilassung sei nach »Abschluss der rechtlichen Verfahren in China« erfolgt. Beiden Regierungen zufolge gab es keinen Gefangenenaustausch oder ähnliche Vereinbarungen, die zur Freilassung führten. »Eine gesunde und stabile Beziehung zwischen China und Australien dient den Interessen beider Länder und Völker und ist dem Frieden und der Stabilität in der Region und der Welt förderlich«, sagte Wang Wenbin, der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, bei einer Pressekonferenz. Ein anderer chinesisch-australischer Journalist, Yang Hengjun, wird in China weiterhin wegen ähnlich dubioser Spionagevorwürfe festgehalten.