Traktoren-Demo, Dschungelcamp und der große Streit ums Essen

Bauern und Bohnen

Das Medium. Treckerfahren für einen vollen Kühlschrank.
Kolumne Von

So viele Trecker. Unfassbar viele Trecker, um genau zu sein. Der rechtsextreme Streamer, der die Bauerndemonstration in Berlin in der vor­vergangenen Woche live übertrug, konnte sein Glück kaum fassen. Er habe Tränen in den Augen, erklärte er wieder und wieder. Denn: Nun dauere es nicht mehr lang und die Bauern würden sich durchsetzen und dann gebe es endlich wieder »Fleisch für einen Euro« und für 40 Euro könne man sich den Kühlschrank mit ­lauter leckeren Sachen vollmachen.

Der Wunsch nach ordentlich Fleisch auf dem Teller dürfte auch im gerade angelaufenen Dschungelcamp eine Rolle spielen, weil die Semiprominenz schnell genug von Bohnen und Reis haben wird.

Am Montag dieser Woche ist des Streamers Stimmung nicht mehr ganz so euphorisch, was zum einen daran liegt, dass die zur Demonstra­tion erschienene Treckermenge nicht ganz so groß ist wie erwartet, und zum anderen daran, dass die Sache mit dem Schnitzel für einen Euro irgendwie nicht so richtig zu klappen scheint. So seien halt die Fakten, sagt er, alles andere sei »Verschwörungstheorie und die bringen einen auch nicht weiter«.

Ob er zu diesem Zeitpunkt schon von Özdemirs Idee, einen »Bauern-Soli« einzuführen, gehört hat? Man weiß es nicht.

Der Wunsch nach ordentlich Fleisch auf dem Teller dürfte auch im gerade angelaufenen Dschungelcamp eine Rolle spielen, weil die Semiprominenz schnell genug von Bohnen und Reis haben wird. Und sich gegenseitig Dinge antut, die hinterher keinesfalls so gemeint sein werden – der Hunger, kein Fleisch, man kennt das aus den vorherigen Produktionen. Wobei, da waren meistens wenigstens ein paar Leute dabei, die man leidlich kannte, mithin also beim Durchschalten der Fernsehprogramme schon mal gesehen hatte.

Hoppela, im Stream wird jetzt das Ende der Bauernproteste live übertragen, kleinlaut fahren die Trecker und ihre Lastwagen-Kumpels ohne nennenswertes Gehupe dahin, wohin Trecker und Lastwagen nach dem Ende großer Aufstände kommen, also mutmaßlich nach Hause, in die Scheune oder die Garage, um dort dann den Daheimgebliebenen von ­ihren Abenteuern in der großen Stadt zu berichten.

Im Stream läuft ein Song von Franz Josef Degenhardt, abgespielt von einem der noch da­stehenden LKW, er klingt kläglich.