Dienstag, 19.09.2017 / 13:44 Uhr

Tote Palästinenser und tote Palästinenser

Von
Gastbeitrag von Khaled Abu Toameh

Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien werden dort mehr als 1.600 Palästinenser vermisst und Hunderte weitere wurden getötet. Dennoch ist dies nicht die Art von Nachrichten, die es in die Mainstream-Medien des Westens schafft.

Um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft und der Medien zu erregen, müssen Palästinenser schon im Westjordanland, dem Gazastreifen oder Jerusalem leben. Dies sind die glücklichen Palästinenser, über deren Geschichten (und Nöte) regelmäßig in den internationalen Medien berichtet wird. Warum? In erster Linie, weil es sich um Palästinenser handelt, deren Schicksale häufig direkt und indirekt mit Israel zusammenhängen.

Die tragische Geschichte der Palästinenser in Syrien offenbart die Doppelmoral der globalen Medien und der internationalen Gemeinschaft, wenn es um die Berichterstattung im Nahen Osten geht: Wenn Israel nicht beteiligt ist, beteiligen sich auch die Journalisten nicht.

Es ist kein Geheimnis, dass westliche Journalisten und Mainstream-Medien eine krankhafte Fixierung auf Israel entwickelt haben. Über alles, was Israel tut (oder eben nicht tut), wird ausführlich berichtet, insbesondere wenn die Möglichkeit besteht, Israel für das Leiden der Palästinenser verantwortlich zu machen.

Als der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmoud Abbas Strafmaßnahmen über die zwei Millionen im Gazastreifen lebenden Palästinenser verhängte, indem er ihnen medizinische Versorgung, Strom und Gehälter verwehrte, schafften es die Mainstream-Medien irgendwie, auch dafür Israel die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Abbas‘ fortgesetztes hartes Vorgehen gegen die palästinensischen Medien, einschließlich der Verhaftung von Journalisten und Facebook-Usern, ist nach Ansicht der westlichen Medien offenbar ebenso wenig eine Nachricht wert. Wen kümmert es schon, wenn Abbas 30 Nachrichten-Websites wegen ihrer Kritik an seiner Politik und seinen Aktionen sperrt? Wen kümmert es, wenn Abbas, wie erst diese Woche geschehen, die Verhaftung des Journalisten Ayman Qawasmeh, Leiter einer privaten Radiostation in Hebron, anordnet?

Qawasmeh wurde verhaftet, nachdem er kurz zuvor Abbas kritisiert und ihn sowie seinen Premierminister Rami Hamdallah aufgefordert hatte, ihre Ämter niederzulegen. Westliche Journalisten, die über den israelisch-palästinensischen Konflikt berichten, lehnen diese Vorkommnisse scheinbar nur deswegen ab, weil sie keinen anti-israelischen Blickwinkel beinhalten.

Als ob die Festnahme Qawasmehs nicht genug gewesen wäre, verhafteten Abbas‘ Sicherheitskräfte später auch noch Issa Amro, einen palästinensischen Aktivisten aus Hebron, weil er sich gegen die Festnahme des Journalisten ausgesprochen hatte. Amro wurde verhaftet, nachdem er einen Kommentar auf Facebook gepostet hatte, in dem er die Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde wegen der Festnahme des Journalisten und Unterdrückung der Meinungsfreiheit kritisiert hatte.

Qawasmeh und Amro wäre es besser ergangen, wenn sie von den israelischen Behörden verhaftet worden wären. In diesem Fall hätten ihre Geschichten es auf die Seiten der wichtigsten westlichen Nachrichtenblätter geschafft. CNN oder NBC hätten ihrer misslichen Situation möglicherweise gar eine ganze Sendung gewidmet. Ohne den westlichen Medienkanälen eine Möglichkeit zu bieten, Israel anzuklagen, bleiben die Geschichten der beiden Männer jedoch hinter verschlossenen Mauern – ebenso wie ihre Freiheit.

Die tragische Geschichte der Palästinenser in Syrien offenbart die Doppelmoral der globalen Medien und der internationalen Gemeinschaft, wenn es um die Berichterstattung im Nahen Osten geht: Wenn Israel nicht beteiligt ist, beteiligen sich auch die Journalisten nicht.

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