Freitag, 07.09.2018 / 13:37 Uhr

Kulturkampf nicht gegen, sondern für Muslime

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Gastbeitrag von Guido Schlösser

Wenn das Islambild von Thilo Sarrazin und einigen anderen selbsternannten Islamexperten in Deutschland stimmte, hätten die Muslime schon längst die Welt erobert oder wären beim Versuch der Welteroberung vernichtet worden. Seit dem Jahr 622 sei die Welteroberung angeblich deren Lebenszweck. Ob der Missionsbefehl am Ende des Matthäusevangeliums das Vorbild war, sei dahingestellt.

Muhammad hat es außerhalb der arabischen Überlieferung nie gegeben.

Beinahe jeder einzelne Muslim behauptet, „den wahren Islam“ zu besitzen, und so wird der Kampf um „den wahren Islam“ zur Propagandaschlacht. Die Wahhabiten in Saudi-Arabien haben das meiste Geld, und deswegen setzen sie ihre Auffassung, was der Islam sei, weltweit erfolgreich durch. Demnach ist der Islam die göttliche Weisung, die sich der Menschheit durch einen Propheten offenbart hat, der Karawanen ausraubte, Juden abschlachtete, die Frauen und Kinder der abgeschlachteten Juden den Muslimen als Eigentum übergab und selbst ein sechsjähriges Mädchen ehelichte und es penetrierte, als sie neun Jahre alt war. Das ist aber nicht allein das Prophetenbild der Wahhabiten, sondern weithin anerkannte Geschichtsschreibung. Mit diesem Prophetenbild kann kein noch so humanistischer Muslim einen liberalen Islam propagieren. Im DITIB-Islam der Siebziger und Achtziger war Muhammad noch ein gutmütiger Onkel, der Kriege nur befahl, wenn seine Gemeinschaft bedroht wurde.

Muhammad hat es außerhalb der arabischen Überlieferung nie gegeben. Ich habe selbst auf Abdel-Hakim Ourghis FB-Blog von Marco Schöller, einem der führenden Frühislamexperten in Deutschland, Nachweise für Muhammads Leben gefordert, und Schöller konnte keine anführen. Muhammad ist ein reiner Märchenbuchprophet, und ebenso sind seine Kalifen Abu Bakr, Uthman, Omar und Ali sowie Alis Söhne Hussain und Hassan reine Legenden. Jedenfalls erscheint es mir so nach der Lektüre einiger tausend Seiten über den Frühislam, und zwar von Büchern beider Seiten, der Orthodoxie und der Revisionisten. Die Gegner der herrschenden Lehre äußern sich nicht im Fernsehen, weil sie sonst den Rest ihres Lebens unter Polizeischutz verbringen müssten.

Der Islam in seinen vielfältigen Ausprägungen ist nicht das Werk eines Warlords und Kinderschänders im Hedschaz des frühen 7. Jahrhunderts, sondern Ergebnis komplexer religionsgeschichtlicher Entwicklungen, angefangen beim Streit über die Natur Jesu und die Trinität.

Klingt ziemlich nach Verschwörungstheorie, ist aber gut belegt. Sven Kalisch, Mouhanad Khorchides Vorgänger an der Universität Münster, hat seinen Glauben abgelegt und sein Lebenswerk hingeworfen, weil er davon überzeugt worden ist, dass es Muhammad nie gegeben hat.

Der Islam in seinen vielfältigen Ausprägungen ist nicht das Werk eines Warlords und Kinderschänders im Hedschaz des frühen 7. Jahrhunderts, sondern Ergebnis komplexer religionsgeschichtlicher Entwicklungen, angefangen beim Streit über die Natur Jesu und die Trinität. Die vernichtungswürdigen „Beigeseller“ im Koran sind nach Auffassung vieler Experten die trinitarischen Christen. Nach meiner Auffassung sind die Geschichten von Muhammad bis zu Hussain und Hassan der Gründungsmythos des abbasidischen Staates. Dieser Mythos sollte dazu dienen, einen Staat zusammenzuhalten, der aus verschiedenen Religionsgemeinschaften hervorgegangen war.

Die orthodoxe Geschichtsschreibung funktioniert nur, wenn Muhammad tatsächlich ein Prophet war. Niemand anders als ein Prophet hätte ein auch sprachlich dermaßen komplexes Werk wie den Koran zustandebringen können. Die deutsche Islamwissenschaft ist eine äußerst seltsame Sekte, die einem Mann ohne nachgewiesene historische Existenz übermenschliche Gaben zutraut, aber bestreitet, dass es sich dabei um einen Propheten handelt.

Im Islam gibt es weltweit sowohl Radikalisierungs- als auch Säkularisierungstendenzen. Wer nicht glauben will, dass dem jungen Muhammad das Herz herausgerissen, in Schnee gewaschen und wieder eingesetzt worden ist, wird Atheist oder wendet sich einem abstrakteren Gottesverständnis zu, das ohne solche Wundergeschichten auskommt.

Deutsche Protestanten haben die historisch-kritische Methode entwickelt. Statt darauf stolz zu sein, huldigen die deutschen Kirchenvertreter muslimischen Fundamentalisten wie Aiman Mazyek, der mit seinem Zentralrat Muslimbrüder, türkische Islamfaschisten und Khomeini-Anhänger vertritt. Offensichtlich lieben die deutschen Kirchenvertreter die bedingungslose, von keiner Schriftkritik getrübte Unterwerfung.

Der Kulturkampf geht nicht gegen Muslime, sondern für Muslime, und zwar für ihre individuellen Rechte gegenüber ihren Familien und ihren ethnisch-religiösen Gemeinschaften.

Die totalitären Islamauffassungen können nach meiner Meinung nur dadurch bekämpft werden, dass der Prophet Muhammad als reiner Märchenbuchprophet, der er nun einmal ist, auch klar dargestellt wird. Die europäischen Historiker sind arabischen Legendenschreibern aufgesessen, und nun ist es Zeit, Buchari, Sahih Muslim, Ibn Hisham und vor allem Tabari als Legendenschreiber zu bezeichnen. Ihre Aufgabe war es, den damaligen Staat zu stabilisieren. Mit Geschichtsschreibung im heutigen Sinn hatte das nichts zu tun.

Mir ist als Kind gesagt worden, dass Jesus wie eine Mondrakete in den Himmel gefahren ist. Ich bin später damit klargekommen, dass das eine absurde Vorstellung ist, und die meisten Muslime in Deutschland kommen damit klar, Ibn Hishams „Sira“ besser als Märchenbuch zu betrachten.

Die totalitären Strömungen des Islam sind eine Herausforderung, die die deutsche Einwanderungsgesellschaft annehmen muss. Dazu muss sie sich selbst als Einwanderungsgesellschaft begreifen und klare Regeln aussprechen, die für alle gelten. Der Kulturkampf geht nicht gegen Muslime, sondern für Muslime, und zwar für ihre individuellen Rechte gegenüber ihren Familien und ihren ethnisch-religiösen Gemeinschaften.