Sonntag, 30.09.2018 / 13:18 Uhr

Mister Arbil Gentleman Club

Von
Aus dem Netz

Annette Walter stellt ihn auf Qantara vor:

Sie tragen Hemd, Weste, Anzughose, Krawatte und Armbanduhr, ihre Haare sind perfekt frisiert, die Bärte akkurat gestutzt. In Sachen Stil machen die Mitglieder des "Mr. Erbil Gentleman's Club" Eindruck, wenn man sie bei ihrem Besuch im Goethe-Institut Berlin trifft.

Die Männer im Dandy-Look stammen alle aus Kurdistan, einem autonomen Gebiet im Norden des Irak. Die Teilnehmer dieser Besucherreise sind besonders, sind sie doch die einzigen aus dieser Region, die als Blogger, Influencer und Modedesigner international auf sich aufmerksam gemacht haben.

Auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, dass sich die modeaffine Gruppe zusammengefunden hat, um mit ihrem Gespür für Stil die Welt zu begeistern. Denn auch wenn Erbil innerhalb des Irak als vergleichsweise sicher gilt, ist es eine Region, aus der in den letzten Jahren meist nur Nachrichten über die instabile politische Lage an die Öffentlichkeit gelangten. Doch das will der "Mr. Erbil Gentleman's Club" ändern. Über 90.000 Menschen verfolgen auf Instagram, wenn das kreative Kollektiv Beiträge postet. (...)

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Das Anliegen von "Mr. Erbil", die Wahrnehmung ihres Landes in den internationalen Medien zu verändern, ist bislang gelungen. Sie zeigen, dass der Alltag in Kurdistan keineswegs nur von Gewalt dominiert wird. 2016 wurde der Club von den jungen Männern zwischen 20 und 30 gegründet.

Viele junge Menschen verließen in dieser Zeit das Land, weil die Wirtschaft in einer schweren Krise steckte, erinnert sich Rawa Ali. Zur damaligen Zeit hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" Gebiete nur knapp 50 Kilometer von Erbil entfernt unter ihre Kontrolle gebracht.

Ali kennt die Vorurteile gegenüber seiner Heimat: "Jeder, der in den Irak fährt, wird gefragt, ob er verrückt sei." In Erbil sei der Alltag allerdings ganz normal. "Wir fühlen uns sicher und gehen wie die Deutschen in Cafés. Wir wollen der Welt zeigen, dass die Fernsehberichte ein ganz anderes Bild zeigen als das, was wir selbst in der Stadt erleben. Wir wollen den Medien die Geschichte des wahren Lebens in unserer Heimat erzählen. Mode ist für uns ein Mittel, um diese Botschaft zu transportieren."