Dienstag, 26.03.2019 / 17:22 Uhr

Flüchtlinge in Libyen werden systematisch misshandelt

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Der Spiegel über eine neue Studie zur Lage von Flüchtlingen in Libyen:

Es ist eine traurige Gewissheit, dass so ziemlich jede Frau, die durch Libyen nach Europa flüchten will, Opfer sexueller Gewalt wird. Doch kaum bekannt ist bisher, dass auch Jungen und Männer - die überwiegende Mehrheit der Migranten - vergewaltigt werden. Inzwischen scheinen die brutalen Übergriffe dermaßen verbreitet, dass fast jeder betroffen ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der renommierten internationalen Organisation "Women's Refugee Commission", die in Italien Überlebende befragt und mit humanitären Helfern gesprochen hat.

Die Details der Studie sind kaum zu ertragen: Vergewaltigungen mit Stöcken. Verbrennungen der Genitalien. Männer, denen der Penis abgeschnitten wird. Jungen, die gezwungen werden, ihre Schwester zu vergewaltigen. So unvorstellbar sind die Grausamkeiten, die den Migranten und Flüchtlingen angetan werden, dass ein Überlebender, ein Junge aus Gambia, sagt: "Wenn mir jemand das vorher erzählt hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Das glaubt man erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat." Ein junger Mann aus Guinea sagt: "Es ist unbeschreiblich. Es gibt keine Worte dafür."

Derzeit kommen nur noch wenige Menschen über die sogenannte zentrale Mittelmeerroute über Libyen nach Italien. Das liegt unter anderem daran, dass im Mittelmeer nun mit Unterstützung der EU die sogenannte libysche Küstenwache patrouilliert, die auf See aufgegriffene Migranten wieder zurück in Haftanstalten nach Libyen bringt. Im Gegenzug wächst das Leid auf dieser ohnehin schon gefährlichen Route: Die Sterblichkeitsrate unter den Migranten hat sich 2018 im Vergleich zu 2017 fast verdreifacht, so das Uno-Flüchtlingshilfswerk. Zudem kommt es offenbar immer häufiger zu Folter und sexueller Gewalt - in immer grausameren Formen.