Dienstag, 05.09.2023 / 22:38 Uhr

Iran: Genug Uran für mehrere Atombomben

Von
Gastbeitrag von Martina Paul

Bildquelle: CGRST

Wie die Internationale Atomenergie-Organisation bekannt gegeben hat, reduziert die Islamische Republik seit einigen Monaten die Wachstumsrate von hoch angereichertem Uran.

 

Trotz dieser an sich positiven Nachricht ist Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), höchst unzufrieden über die Vorgangsweise des iranischen Regimes bezüglich der ursprünglichen Vereinbarungen des Atomabkommens. Laut einem aktuellen IAEO-Bericht, der am Montag vorgestellt wurde, untersagen die iranischen Behörden den IAEO-Inspektoren nach wie vor den Zugang zu den Aufzeichnungen der Überwachungskameras, die im Mai bei den Urananreicherungsanlagen installiert worden sind. Als ein weiteres Ärgernis bezeichnete Grossi die häufige Weigerung Teherans, den IAEO-Inspektoren Visa auszustellen, sodass sie ihren Kontrollaufgaben nicht nachkommen können. 

Der IAEO-Bericht hält fest, dass der Iran im letzten Quartal zwar seine Produktion von Uran mit beinahe waffenfähigem Reinheitsgrad von 60 Prozent um 13,9 Kilogramm auf 121,6 Kilogramm erhöht hat, womit sich zugleich aber die Wachstumsrate im Vergleich zum vorigen Quartalsbericht halbiert hat.

Dennoch ist die Produktionsrate gestiegen – laut IAEO verfügte der Iran im Mai über 114,1 Kilo. Wird das Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 90 Prozent angereichert, könnte mit etwa fünfzig Kilogramm dieses hoch angereicherten Urans eine Atomwaffe hergestellt werden. Im August schätzten Experten die gesamte Produktion an angereichertem Uran auf ca. 3.795 Kilogramm – eine Menge, die mehr als das 18-fache des Grenzwertes von 202,8 Kilo beträgt, der im internationalen Atomabkommen von 2015 festgelegt worden war. 

Keine Fortschritte

Die immer wieder von Teheran geäußerte Beteuerung, sein Atomprogramm für friedliche Zwecke nutzen zu wollen, ist weder für die IAEO noch für die USA oder Israel besonders glaubwürdig. So warnte Rafael Grossi im aktuellen Bericht zum wiederholten Mal davor, dass der Iran über genügend angereichertes Uran verfüge, um mehrere Atombomben herzustellen. 

Zugleich fordert Grossi, »dass der Iran ernsthaft und auf kontinuierliche Weise mit der Behörde zusammenarbeitet, um die Verpflichtungen zu erfüllen«, und hält fest, dass bei der Klärung offener Fragen zur Kontrolle des iranischen Atomprogramms »keine Fortschritte« erzielt worden seien. Bis dato sind alle Verhandlungen zur Wiederbelebung des 2015 abgeschlossenen und 2018 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump einseitig aufgekündigten Atomabkommens gescheitert.

 

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch