Sonntag, 28.01.2024 / 20:51 Uhr

Die psychologischen Machenschaften des iranischen Regimes

Von
Daniel Abet

Schülerinnen in Isfahan, Bild: , Flickr

Durch den Einsatz von Massenpsychologie und Manipulationstechniken versucht die Islamische Republik Iran, das Entstehen einheitlicher Oppositionsbewegungen zu verhindern, die seine Autorität infrage stellen könnten. 

 

Die geschickte Manipulation der Psychologie ist ein Eckpfeiler der anhaltenden autoritären Herrschaft des iranischen Regimes. Dabei verfolgt es einen vielschichtigen Ansatz, bei dem unmittelbare Unterdrückung und strategischer Einsatz psychologischer Mittel miteinander verknüpft werden, um die öffentliche Meinung zu kontrollieren und abweichende Meinungen zu unterdrücken.

So setzt das Regime strategisch Mullahs anstelle von Psychologen in den Schulen ein, um die Köpfe der Kinder und Jugendlichen von klein auf zu formen und ihnen Loyalität zur Ideologie des Regimes einzuflößen. Indem es auch Psychologen aus den Bildungsprogrammen des Fernsehens entfernt und durch regierungsfreundliche Mullahs ersetzt, die sich als Experten ausgeben, manipuliert das Regime zugleich die öffentliche Wahrnehmung und präsentiert eine verzerrte Version psychologischen Fachwissens, die seinem Narrativ entspricht.

Diskreditierung des Fachs

Um das Fachgebiet der Psychologie weiter zu diskreditieren, überschwemmt das Regime die Universitäten mit einer überwältigenden Zahl von Psychologiestudenten. Diese Strategie soll die Glaubwürdigkeit des Fachs verwässern, indem sie die Psychologie von einem Spezialgebiet, das fortgeschrittene Kenntnisse erfordert, zu einem allgemeinen Bereich macht, in dem jeder einen Hochschulabschluss machen kann. 

Es mag dann zwar so aussehen, als hätten die Menschen einen Abschluss in Psychologie, aber zugleich fehlt es ihnen an Fachwissen auf diesem Gebiet. So schafft diese Strategie ein Umfeld, in dem psychologische Fachleute um Anerkennung kämpfen müssen. Gleichzeitig wird durch die absichtliche Vernachlässigung von Beratungsstellen der Zugang zu psychologischen Gesundheitsressourcen erschwert und die Entwicklung einer psychologisch befähigten Bürgerschaft verhindert, welche die Autorität des Regimes infrage stellen könnte.

Während das Regime psychologische Dienste unterdrückt, setzt es paradoxerweise Psychologen strategisch in den Medien und der Werbung ein, um die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen. Diese Fachleute tragen durch subtile Botschaften und überzeugende Techniken zur Darstellung des Regimes bei und normalisieren dessen Politik und Handlungen in den Augen der Öffentlichkeit.

Psychologische Kriegsführung und Kontrolltaktiken

Das Regime setzt nicht nur Psychologen ein, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, sondern auch, um abweichende Meinungen strategisch zu kontrollieren. Mithilfe psychologischer Kriegsführung schreibt es die Proteste der Bevölkerung dem regimefeindlichen Ausland zu und untergräbt so die Legitimität der abweichenden Meinungen. Gleichzeitig werden psychologische Techniken eingesetzt, um in der Bevölkerung eine »erlernte Hilflosigkeit« zu erzeugen, welche die Motivation und den Willen zum Protest dämpft und eine gefügige Bürgerschaft gewährleistet.

Regimetreue Psychologen spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle von Massendemonstrationen und Protesten. Durch den Einsatz von Massenpsychologie und Manipulationstechniken versucht die Islamische Republik, das Entstehen einheitlicher Oppositionsbewegungen zu verhindern, die seine Autorität infrage stellen könnten. Dieser gezielte Einsatz der Psychologie unterstreicht das Engagement des Regimes bei der Unterdrückung abweichender Meinungen durch die strategische Anwendung psychologischer Dynamiken. 

Das Regime setzt Psychologen ein, um den gestörten Zustand der Gesellschaft in Bezug auf die Sozioökonomie zu normalisieren. Indem sie die wirtschaftlichen Probleme als unvermeidlich oder als Folgen externer Faktoren darstellt, versucht die Islamische Republik, ihre Macht zu erhalten, indem sie die öffentliche Wahrnehmung der sozipolitischen Landschaft manipuliert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ausgeklügelte Manipulation der Psychologie durch das iranische Regime ein kalkuliertes und kompliziertes Geflecht von Strategien offenbart, die darauf abzielen, sowohl abweichende Meinungen zu unterdrücken als auch die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Dieser doppelte Ansatz unterstreicht das Bestreben des Regimes, die Kontrolle durch ein differenziertes Verständnis und den strategischen Einsatz psychologischer Dynamiken aufrechtzuerhalten.

(Daniel Abet ist das Pseudonym von einem Aktivisten im Iran)

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