Der Film »Vox Lux«

Gaga Story

Seite 3 – Faustischer Pakt auf den letzten Metern

In Interviews erzählte Natalie Portman von den Techniken, mit denen sie versucht habe, ihrer Figur den nötigen Hauch Wahnsinn zu verleihen. Es gehe um das Porträt einer mit Pop, Terror und Amok aufgewachsenen Generation. Erwähnt werden die Fernsehauftritte und -ausraster des Rappers Kanye West, das Neben­einander von Terror und Celebrity-Kultur in den Medien und die You­tube-Videos zum Thema Ketamin als Betäubungsmittel. Letzterer Punkt bedarf einer Erläuterung: Corbet erzählte der Schauspielerin und studierten Psychologin Portman vom sogenannten K-Hole, der Trennung von Geist und Körper unter dem Einfluss des dissoziativ wirkenden ­Medikaments. Nahtoderfahrung und ozeanische Selbstentgrenzung sind die erwünschten Folgen des Konsums dieser Droge.

»I get it«, soll sie dem Regisseur geschrieben haben. Doch hat sie das auch umgesetzt? Wer sich den Film anschaut, muss dies bezweifeln, denn ihre Darstellung lässt eine Auseinandersetzung mit dem Rausch ver­missen und bleibt bloß effekthascherisch. Der Blutrausch des Amok­läufers, der Selbstüberschätzungsrausch eines Popstars und der ­Drogerausch werden nebeneinander gestellt. Es scheint, als ob Regisseur und Schauspielerin sich dabei verheddert haben. Banal und gewöhnlich geht es nur um die Drogen­missbrauchsfälle, die Celeste zu dem machen, was sie ist: unausstehlich egozentrisch.

Brady Corbet ist ein fraglos talentierter Regisseur, das beweisen ­seine vorherigen Filme. Sie sind streckenweise beeindruckend inszeniert, sogar schön und mitreißend. Schade ist jedoch, dass er sich nicht auf seinen Stoff verlassen möchte, sondern mit banalen Wendungen und Ideen aufwartet. So muss muss auf den letzten Metern des Films noch ein faustischer Pakt entfaltet werden, der dem Publikum noch ein »Oh« entlocken soll.

Vox Lux (USA 2018), Buch und Regie: Brady Corbet. Filmstart 25. Juli